Wie ein Traum aus Stein erhebt sich das Schloss Lichtenstein hoch über dem Echaztal. Auf 817 Metern thront es am Albtrauf der Schwäbischen Alb, dort, wo der Fels steil ins Tal abfällt. Wer den Weg hinauf nach Honau in der Gemeinde Lichtenstein nimmt, steht plötzlich vor einem Bauwerk, das wie direkt aus einem Märchenbuch entstiegen wirkt. Nicht umsonst nennt man es das „Märchenschloss Württembergs“.
Die Lage – ein Schloss über den Wolken
Das Schloss liegt auf einem schmalen Felssporn, scheinbar schwerelos über den Baumwipfeln. Unterhalb sprudelt die Echaz, ein Nebenfluss des Neckars, tief eingeschnitten ins Tal. Nur wenige Schritte weiter stößt man auf die Ruine Alt-Lichtenstein, die von der ursprünglichen Burg erzählt, zerstört im Schwäbischen Städtekrieg von 1381.
Hier oben ist die Aussicht überwältigend: Das Auge schweift weit über die Schwäbische Alb, Wälder, Felsen und Täler. Schon der erste Blick lässt erahnen, warum man Schloss Lichtenstein als Ausflugsziel Schwäbische Alb so sehr schätzt.
Die Geschichte – vom Ritterort zum romantischen Schloss
Die Ursprünge reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück, als die neue Burg Lichtenstein als eine der wehrhaftesten Festungen des Spätmittelalters galt. Mit der Zeit verfiel sie, wurde Forsthaus, Jagdsitz – und schließlich Ruine.
Erst die Romantik hauchte dem Ort neues Leben ein. Inspiriert durch den Roman „Lichtenstein“ von Wilhelm Hauff ließ Graf Wilhelm von Württemberg, später Herzog von Urach, zwischen 1840 und 1842 ein neues Schloss errichten.
Nach den Plänen von Carl Alexander Heideloff entstand ein Bauwerk, das wie eine mittelalterliche Ritterburg wirkt – doch zugleich ganz dem Historismus verpflichtet ist. Türme, Zugbrücke, Wehrmauern und Kanonen versetzen einen in eine andere Zeit. Wer durch das Tor schreitet, glaubt fast, ein Echo alter Heldensagen zu hören.
Schloss Lichtenstein innen erleben
Bei einer Schlossführung öffnet sich die Tür in eine Welt vergangener Jahrhunderte. Man wandelt durch die Waffenhalle, bestaunt Rüstungen und alte Hiebwaffen, betritt die Schlosskapelle mit leuchtenden Glasfenstern aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
Die Trinkstube lädt mit Wandmalereien, Jagdszenen und alten Sprüchen zum Verweilen ein. Im Obergeschoss erwartet einen das prächtig bemalte Königszimmer, das Wappenzimmer mit Gemälden alter Meister und der große Rittersaal mit seinen geschnitzten Täfelungen und Deckenmalereien.
Wer aufmerksam ist, entdeckt auch den berühmten „Schützen vom Lichtenstein“ im Treppenhaus – und vielleicht sogar das Schlossgespenst Alfons, das den Erzählungen nach noch immer durch die Flure streift.
Schloss Lichtenstein als Drehort und Hochzeitskulisse
Die romantische Anziehungskraft dieses Ortes blieb auch der Filmwelt nicht verborgen. 2009 wurde Schloss Lichtenstein zum Drehort für Dornröschen in der ARD/SWR-Neuverfilmung.
Doch nicht nur für Märchenfilme öffnet das Schloss seine Tore: Im romantischen Standesamtszimmer kann man eine Märchenhochzeit auf Schloss Lichtenstein feiern – und den Bund fürs Leben inmitten dieser einzigartigen Kulisse schließen.
Wilhelm Hauff Museum – Literatur trifft Architektur
Direkt beim Schloss befindet sich das Wilhelm Hauff Museum, das dem Schriftsteller gewidmet ist, ohne den es das Schloss in seiner heutigen Form nicht gäbe. Hauffs Roman „Lichtenstein“ weckte die Begeisterung für Rittertum und Mittelalter neu und inspirierte Graf Wilhelm, hier ein Denkmal des Hauses Württemberg zu errichten.
Im Museum entdeckt man Hauffs Märchen wie „Zwerg Nase“, „Der kleine Muck“ oder „Das kalte Herz“ neu – Geschichten, die ebenso wie das Schloss selbst eine Welt der Fantasie heraufbeschwören.
Ein Ausflugsziel voller Magie
Ob als Tagesausflug auf die Schwäbische Alb, als Station einer Märchenreise oder als romantische Kulisse für Hochzeiten – das Schloss Lichtenstein bei Reutlingen ist ein Ort, an dem Geschichte und Fantasie Hand in Hand gehen.
Man steht auf den Mauern, blickt ins Tal hinab und begreift, warum man es mit Recht das „Märchenschloss Württembergs“ nennt.