Dolomiten Wanderung über den Antermoiapass: Sonnenaufgang am Antermoiasee – Sonnenuntergang bei den Vajolettürmen
Fakten
Tourencharakter
Die zweite Nacht im Rosengarten verläuft erholsam – dank der Kesselkogel-Überschreitung am Vortag. Früh am Passo di Dona belohnt ein spektakulärer Sonnenaufgang über dem Antermoiasee. Bei strahlendem Wetter führt der Weg durchs Antermoia-Tal sanft hinauf zum Antermoiapass (2.770 m). Oben eröffnet sich ein grandioser Blick zurück ins Tal und ins Vajolettal. Der Abstieg zur Grasleitenpasshütte lädt zu einer ausgedehnten Pause ein, bevor ein direkter Pfad entlang der Vajolettürme in ein Geröllfeld führt. Drahtseile sichern den steilen Schlussanstieg zur Gartlhütte (2.621 m). Hier, am Fuß der markanten Vajolettürme, spiegelt ein seltener Bergsee das Felsmassiv. Die Hütte mit 60 Betten ist beliebter Ausgangspunkt für Klettertouren und liegt noch in Südtirol, während die zuvor passierte Vajolethütte bereits im Trentino steht. Zum Tagesausklang lohnt der Abstecher zum Laurinspass mit Panoramablick über Tiers, Bozen und die umliegenden Dolomiten.
Höhenprofil
Routenbeschreibung
Die zweite Nacht im Rosengarten war noch erholsamer als die erste auf der Grasleitenhütte – und das, obwohl die Antermoiahütte voller Stimmen und Gelächter war. Vermutlich lag es an der Kesselkogel-Überschreitung vom Vortag. Auf über 3.000 Meter hoch gestiegen, danach wieder hunderte Höhenmeter hinunter – am Abend war der Puls ruhig, der Körper angenehm erschöpft, der Schlaf tief wie ein Bergsee. Der Körper satt von Bewegung, der Kopf frei.
Schwarzblau. Stille. Nur das leise Rascheln eines Schlafsacks. „Schon wach?“ – aus dem Nebenzimmer drang das gedämpfte Knistern von Schlafsäcken. Draußen, am Passo di Dona: Feuer am Himmel. Die Sonne zündet die Gipfel an, der Antermoiasee glänzt wie poliertes Silber. Kamera raus, Atem anhalten. Ein grandioser Sonnenaufgang färbt die Felsen in glühendes Orange.
Das Wetter ist besser, die Sicht klarer und es fühlt sich an, als hätte jemand die Farben nachgezogen. Nach diesem Schauspiel und einem ausgedehnten Frühstück setzte man sich Bewegung – gemächlich zurück ins Antermioatal. Wieder am See vorbei, diesmal in entgegengesetzter Richtung. Die Luft war klar, der Himmel lichtete sich von Grau zu tiefem Blau, und die Gipfel leuchteten wie frisch gewaschen. „Es gibt schlechtere Tagesanfänge“, meinte einer grinsend.
Der Weg zum Antermioapass (2.770 m) wirkte fast wie ein sanftes Vorspiel. Nur 270 Höhenmeter liegen vor einem – ein Kindergeburtstag im Vergleich zu den letzten Tagen. Doch wir wussten: Das dicke Ende kommt noch.
Über den Antermoia-Pass zur Vajolethütte
Je höher man steigt, desto mehr fällt das Licht in schrägen Strahlen auf die Schneefelder. Das Knirschen der Schritte wurde gedämpft. Eine größere Gruppe mit Bergführern zog an uns vorbei – Seile klimperten, Stimmen hallten von den Felswänden zurück.
„Noch ein Stück, dann gibt’s Aussicht satt“, rief jemand von oben.
Zwischen haushohen Felsblöcken erreicht man schließlich den Pass. Dort, bei 2.770 Metern, flattern auch bunte Gebetsfahnen im Wind. Ein Blick zurück ins Antermoiatal, ein Blick nach vorne ins Vajolettal – zwei Welten in einem Atemzug. Um die Vajolettürme hingen zarte Wolkenschleier, der Himmel aber gehörte längst dem Blau.
Man hält sich rechts, steigt zur Grasleitenpasshütte ab und gönnt sich eine Mittagspause, die nach mehr schmeckte: kräftiges Essen, kühles Radler und Sonne im Gesicht.
Abstieg ins Vajolettal und Aufstieg zur Gartlhütte
Der Abstieg zur Vajolethütte war leichtfüßiger als bei der letzten Tour, als Schnee und Eis jeden Schritt verlangsamten. Heute leuchtete der Weg warm im Sonnenlicht. Nach 3,5 Kilometern biegt ein schmaler Pfad rechts ab – der direkte Weg entlang der Vajolettürme.
Das Geröll knirschte unter den Stiefeln. Hier und da rollte ein kleiner Stein hangabwärts. Die ersten Drahtseile kamen in Sicht. „Klettersteigset?“, fragte einer. „Nicht nötig – aber Handschuhe sind Gold wert“.
Der Hang war steil, bis zu 67 % Neigung, und forderte jeden Muskel. Hände und Füße arbeiteten im Einklang, das Herz schlug im Takt der Höhenmeter. Von unten winkten die beiden Hütten auf ihrem Felssporn, Rifugio Vajolet und Preußhütte. Je höher man kam, desto mehr verschwand die Aussicht – und mit ihr die Versuchung, stehen zu bleiben.
Tagesziel erreicht: Vajolettürme und Gartlhütte
Nach knapp 300 Höhenmetern tauchte sie auf: die Gartlhütte, eingebettet in den Felskessel, zu Füßen der mächtigen Vajolettürme. 1929 stand hier die erste Hütte, 1933 erweiterte Tita Piaz, der „Teufel der Dolomiten“, das Rifugio und benannte es nach König Albert I.
60 Betten, warmes Holz, der Duft von Suppe in der Luft. Draußen ein seltenes Geschenk: ein kleiner See, entstanden nach dem Regen der letzten Tage. Er spiegelte die himmelhohen Vajolettürme – Delago, Stabeler, Winkler – so klar, dass man versucht war, hineinzutreten und in den Himmel zu steigen.
„Hier bleiben wir“, sagte jemand. „Für immer?“ – „Zumindest bis morgen.“
An den Türmen selbst warten Legenden der alpinen Kletterei. Die Finger juckten, die Gedanken kletterten schon voraus. Aber das muss warten.
Bevor die Sonne sank, ging es noch zum Laurinspass, wo die König-Laurin-Wand im Abendlicht brannte. Unter einem lag Tiers, dahinter Bozen, eingerahmt von Bergen. Ein stiller Moment – der perfekte Abschluss eines perfekten Tages.
Wetter























