Naturschatz Wutachschlucht

Die wildromantische Wanderung im Südschwarzwald entlang der grandiosen Urlandschaft der Wutach mit ihren romantischen Schluchten und urwüchsigen Wäldern ist ein Erlebnis für jeden Wanderer.

Naturschatz Wutachschlucht im Hochschwarzwald

Die Wutach und ihre Zuflüsse bieten eine beeindruckende Flusslandschaft mit malerischen Schluchten und urwüchsigen Wäldern

Die Wutachschlucht ist ein außergewöhnlicher Naturschatz, der nur zu Fuß erkundet werden kann. Das faszinierende Wildflusstal zählt zu den ältesten Naturschutzgebieten in Baden-Württemberg und teilt sich heute in zwei Schutzgebiete: Das Natur- und Landschaftsschutzgebiet Wutachschlucht beinhaltet nicht nur die Wutachschlucht selbst, sondern auch die Schluchten der Gauchach, Haslach und Rötenbach sowie die Lotenbachklamm. Das Naturschutzgebiet Wutachflühen liegt zwischen Blumberg und Stühlingen und erstreckt sich über den Schluchtabschnitt zwischen Achdorf und Grimmelshofen.

 

Ein Beitrag von
Sunhikes
Redaktions-Team
die Muschelkalkwände in der Wutachschlucht | © Sunhikes
faszinierendes Wildflusstal der Wutach

Die Entstehung der Wutach

Die Ursprungsbäche der Wutach entspringen am Osthang des Feldbergs. Die Wutach trägt drei verschiedene Namen, bevor sie bei Waldshut in den Hochrhein fließt: Von seinem Quellgebiet am Felsberg windet sich der junge Bergbach unter dem Namen Seebach durch den Feldsee bis zum Titisee gemütlich durchs Bärental. Beim Verlassen des Titisees wird er zur »Gutach« (gute Ach). Am Zusammenfluss mit der Haslach unterhalb von Lenzkirch wird der Fluss zur »Wutach« (wütende Ach).

Die Wutach, die einst in Richtung Donau floss, wurde gegen Ende der Eiszeit umgeleitet und mündet nun in den Rhein. Diese Umleitung führte zu einem deutlich steileren Gefälle der Wutach. Zusammen mit dem Schmelzwasser des Feldberggletschers verursachte dies eine massive Erosion und formte die imposante Schlucht der Wutach. Die Wutachschlucht selbst besteht aus drei Schluchtabschnitten. Auf einer Länge von rund 30 km sind die Schluchten zwischen 60 und 170 m tief. Die Schluchtgebiete sind geologisch und klimatisch sehr unterschiedlich. Sie beherbergen eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten, darunter auch vom Aussterben bedrohte Spezies.

Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia) | © Sunhikes
Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia)
fossile Muscheln in den Kalkfelsen der Wutachschlucht | © Sunhikes
fossile Muscheln in den Kalkfelsen der Wutachschlucht
Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) | © Sunhikes
Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo)

Wanderung auf dem Schluchtensteig durch die Wutachschlucht

Die Wutachschlucht bietet eine faszinierende Naturkulisse. Hohe Felswände und ein wilder Fluss üben eine besondere Anziehungskraft auf Wanderer aus. Der Schluchtensteig führt auf den ersten drei Etappen durch die Wutachschlucht und bildet damit den Höhepunkt des Fernwanderweges. Auf diesen Wegabschnitten kann man die unberührte Schönheit der Natur hautnah erleben und auf Schritt und Tritt neue Entdeckungen machen.
Die Höhepunkte dieser Etappen sind zweifellos die spektakulären Ausblicke über das Tal. Aber auch die Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten, die hier beheimatet sind. Das Wandern durch diese faszinierende Landschaft ist ein Erlebnis für alle Sinne. Wer den Schluchtensteig durch die Wutachschlucht erwandert, taucht ein in eine Welt voller Abenteuer und Eindrücke. Als einzigartiges Erlebnis inmitten einer grandiosen Naturlandschaft werden diese Etappen allen Wanderfreunden noch lange in Erinnerung bleiben.

Ein besonderes Erlebnis für Wanderfreunde ist die rund 13 Kilometer lange Tour durch die Wutachschlucht zwischen Wutachmühle und Schattenmühle. Das Tal der Wutach ist mit einer Tiefe von 60 bis 170 Metern beeindruckend tief eingeschnitten. Die Schlucht zu entdecken verspricht faszinierende Einblicke in Flora und Fauna: Wasserfälle, zerklüftete Täler und wilde Bachläufe prägen das Landschaftsbild. Für diese anspruchsvolle Wanderung, die stellenweise rutschig und steil ist, sind festes Schuhwerk und eine gute Kondition erforderlich. Ein Besuch in den Wintermonaten wird nicht empfohlen.

Wanderweg durch die Wutachschlucht | © Sunhikes
Wanderweg durch die Wutachschlucht

Wanderziel obere Wutachschlucht

Nach Ihrer Entstehung durch die Vereinigung von Haslach und Gutach fließt die Wutach als wilder Fluss. Der Bachlauf hat sich tief in die Keuperschichten eingegraben. Der Fluß verändert sich ständig und formt dabei ein neues Bachbett. Unmittelbar vor der Einmündung des Rötenbach dominiert der Buntsandstein den oberen Abschnitt der Hänge, während sich die Wutachschlucht weiter vertieft. 

Der Wildfluss wird am kleinen Stausee des Kraftwerks Stallegg beruhigt. Anschließend fließt die Wutach unter der historischen Stallegger Brücke hindurch. Ab dem einmündenden Reichenbachtal durchquert die Wutach die unwegsame, von Granitschrofen gesäumte Stallegger Schlucht bis zum Felsen Räuberschlössle mit der kaum erkennbaren Burgruine Neu-Blumegg. An der Schattenmühle fließt der Lotenbach von rechts in die Wutach. 

Mündung des Röthenbach in die Wutach | © Sunhikes
Mündung des Röthenbach in die Wutach

Die urwüchsigen Nebenschluchten der Oberen Wutachschlucht 

Die Haslachschlucht mit Höllloch- und Rechenfelsen 

An der Bärhalde bei Neuglashütten entspringt die Haslach. Sie fließt durch Lenzkirch zur Mündung in die Gutach, wo die Wutach entsteht. Zunächst fließt der Bach sanft durch ein breites Tal, dann wildromantisch durch eine immer engere Schlucht. Am malerischen Mühlenweg mündet der Roodbach in die Haslach. Hier befindet sich auch der kleine, aber durchaus sehenswerte Roodbach-Wasserfall. Hier fließt der Roodbach zwischen großen Felsen durch Wasserbecken einer steilen, moosbewachsenen Schlucht.

An den Aussichtspunkten Höllochfelsen und Rechenfelsen eröffnen sich herrliche Tiefblicke in die Schlucht. Dort ragen steile Felsen über die Haslach. Der Rechenfelsen markiert den Höhepunkt der Haslachklamm. Hier bricht die Haslach spektakulär zwischen auf beiden Seiten überhängenden Felswänden durch das harte Porphyrgestein und zeigt eindrucksvoll die Urgewalt des Wassers. Die kurze Klamm ist etwa 20 Meter tief. 

Durchbruch der Haslach am Rechenfelsen | © Sunhikes
Durchbruch der Haslach am Rechenfelsen

Auf idyllischen Wanderpfaden entlang der wildromantischen Rötenbachschlucht 

Durch urwüchsige Wälder mit Tannen, Fichten und Bergahorn fließt der Rötenbach zwischen  Felsformationen und steilen Berghängen und bildet kleine Kaskaden. Besonders beeindruckend ist der untere Teil der Schlucht ab der Rötenbachschlucht Hütte, wo sich der Bach tief in den Fels gegraben hat. Dort befindet sich ein zweistufiger Wasserfall. Entlang der Rötenbachschlucht verläuft ein malerischer Wanderweg, der über Brücken und schmale Pfade bis zur Einmündung des Rötenbachs in die Wutach führt. Die Mündung in die Wutach wird von Bäumen beschattet und strahlt eine idyllische Atmosphäre aus.

Wasserfall in der Röthenbachschlucht | © Sunhikes
Wasserfall in der Röthenbachschlucht

Die Lotenbachklamm besticht mit zahlreichen Wasserfällen

Die Lotenbachklamm ist eine Granitschlucht in einem kleinen Nebenarm der Wutachschlucht. Die Länge beträgt lediglich 1,5 Kilometer, doch sie besticht mit vier Wasserfällen von bis zu 8 Metern Höhe.
Zu Beginn schlängelt sich der Lotenbach ruhig zwischen den imposanten Granitfelsen entlang. Nach kurzer Zeit taucht er aber in eine raue Schlucht mit Felsformationen und Wasserfällen, an denen sich das glitzernde Wasser in kleinen Becken sammelt, ein. Das Rauschen des Lotenbachs begleitet den Wanderer auf ihrem Weg durch die Klamm, während das klare Wasser über die Felsen sprudelt.

Wanderweg entlang der Wasserfälle in der Lotenbachklamm | © Sunhikes
Wanderweg entlang der Wasserfälle in der Lotenbachklamm

Die Wutach im Tal von Dietfurt und Bad Boll

Wo der Fluss in den Unteren und Mittleren Muschelkalk übergeht, endet die für den Schwarzwald charakteristische Schluchtenlandschaft. Hier ist ein etwas breiteres Kerbsohlental durch Auslaugung von Gipseinlagerungen aus stark deformierten Kalksteinen entstanden.

Auf der Schelmenhalde befinden sich großflächige Kalktuffbildungen. Hier ist auch der spektakuläre Dietfurter Wasserfall gelegen. An diesem Schleierwasserfall ergießt sich ein Bach über moosbewachsene Felsen. Das Wasser gleitet wie ein Vorhang herab und tropft ab. Weiter flussabwärts befinden sich die Drei Zinnen, zerfallene Muschelkalkfelsen. Es herrschen Laubwälder mit vereinzelten Wiesen im Auwald vor. Ein steiler Weg führte früher zur Dietfurt. Sie gilt als der älteste Übergang über die Wutachschlucht. Hier befanden sich eine Mühle und eine Brücke. Heute überspannt der Fritz-Hockenjos-Steg den Fluss.

Dietfurter Wasserfall auf der Schelmenhalde | © Sunhikes
der Dietfurter Wasserfall auf der Schelmenhalde

Ganz in der Nähe findet man die Überreste des ehemaligen Heilkurorts Bad Boll. An der seit dem Mittelalter bekannten Mineralquelle entstand im 19. Jahrhundert ein luxuriöser Kurbetrieb, der zwischen 1887 und 1941 seine Blütezeit erlebte. Die Kapelle kann noch besichtigt werden, allerdings nur von außen.

Kapelle des ehemaligen Heilkurorts Bad Boll | © Sunhikes
Kapelle des ehemaligen Heilkurorts Bad Boll

Auf einem Felsvorsprung oberhalb befinden sich die Ruinen des Schlosses Neu-Tannegg, das durch eine Setzung des Felshanges teilweise eingestürzt ist. Darunter fällt der Boller Wasserfall in zwei Stufen rund 40 Meter zur Wutach. Dieser schwer zugängliche Wasserfall ist der höchste in der Wutachschlucht. Der beeindruckende Tannegger Wasserfall beim Felsenweiher ergießt sich über eine bizarre Kalktuffformation unterhalb einer Wand des Oberen Muschelkalks rund 15 Meter in die Tiefe. Ganz in der Nähe liegt das Münzloch, mit 84 Metern die längste Höhle der Wutachschlucht.

bizarre Kalktuffformation am Tannegger Wasserfall | © Sunhikes
bizarre Kalktuffformation am Tannegger Wasserfall

Wandern durch die Mittlere Muschelkalk-Schlucht der Wutach

Der zweite Abschnitt der faszinierenden Schlucht beeindruckt durch hohe Muschelkalkwände, die bis zum Grund der Schlucht abfallen. Die Wutach fließt auf einer breiten Kiessohle und wechselt ihr Bett von einer Talseite zur anderen. Der Wildbach zwängt sich zwischen unterspülten und überhängenden Felswänden von über 80 Metern Höhe hindurch.

Der Ludwig-Neumann-Weg wurde vom Schwarzwaldverein sehr aufwendig angelegt. Nachdem Hochwasser fast alle Brücken einer früheren Wegführung zerstört hat, verläuft der Weg heute exponiert entlang den Felsengalerien. Die Route führt über den fast 70 Meter hohen Amselfelsen mit beeindruckendem Ausblick auf den Großen Kanzelfelsen.  Die lange Wand des Engländerfelsens erinnert an einen verunglückten Engländer. Die Forellenfelsen sind ein Hinweis auf den früheren englischen Angeltourismus in diesem Gebiet. Als zentraler Rastplatz dient die Schurhammerhütte im Talgrund. Ein Großteil des Flusses verschwindet im Muschelkalkgestein und tritt nach 1,3 Kilometern kataraktartig am Fuße einer steilen Felswand wieder ans Tageslicht. Schließlich führt seit 1976 der von kanadischen Pionieren errichtete überdachte Kanadiersteg vom Gauchachufer zum gegenüberliegenden Felsvorsprung. 

Austritt der Wutach  | © Sunhikes
Austritt der Wutach 

Die faszinierende Gauchachschlucht und die Engeschlucht des Tränkebachs

Die Gauchachschlucht gilt als bedeutendste Nebenschlucht der Wutachschlucht. Steil abfallende Muschelkalkwände und moosbewachsene Felsen begleiten das kaskadenartig ausgebildete Bachbett der Gauchach. Die traumhafte Naturlandschaft ist Rückzugsort für geschützte Tier- und Pflanzenarten. Eingebettet zwischen steilen Waldhängen und hohen Felsen windet sich der Bachlauf durch das Naturschutzgebiet. Der Beginn der wirklichen Schlucht liegt bei den Ruinen von Grünburg und Lochmühle, welche durch Hochwasser zerstört wurden. Unterhalb der kaum erkennbaren Ruine Neuenburg liegt das Wanderheim Burgmühle. 
Beim Zusammenfluss mit dem Tränkebach bei der Burgmühle entsteht das Bachheimer Schluchtenviereck zusammen mit Gauchach- und Wutachschlucht. 

das kaskadenartig ausgebildete Bachbett der Gauchach | © Sunhikes
das kaskadenartig ausgebildete Bachbett der Gauchach

Der Tränkebach führt nur sporadisch Wasser, ein unterirdischer Abfluss fließt in die Wutach. Der Wanderweg entlang der tief eingeschnittenen Waldschlucht ist oft feuchter als das Bachbett des Tränkebachs und weist Felsplattformen und Gumpen entlang der Talsole auf. Man kann die enge Schlucht auf schmalen Pfaden, über Brücken und Treppen durchqueren. Am Ende gelangt man über ein Kiesbett zur Mündung in die Gauchach.

Abstieg in die Engeschlucht des Tränkebach | © Sunhikes
Abstieg in die Engeschlucht des Tränkebach

Die Wutach im Achdorfer Tal 

Nachdem die Gauchach von Norden in die Wutach einmündet, beginnt sich das Tal wieder zu weiten. An der ersten Straßenbrücke liegt die Wutachmühle mit Sägewerk und Kiosk. Die Wutach fließt dann durch ein offenes, erschlossenes und besiedeltes Gebiet. Der Mundelfinger Wasserfall liegt an der Mündung des Aubachtals. Die imposanten Schleifenbachfälle stürzen sich unterhalb der ehemaligen Burg Blumberg in die Tiefe.

die Schleifenbachfälle bei Blumberg | © Sunhikes
die Schleifenbachfälle bei Blumberg

Wanderziel Wutachflühen in der Unteren Schlucht 

Im dritten und letzten Teil der Schlucht, den alemannisch Flühen genannten Felswänden, erreichen die gewaltigen Steilwände der Wutachschlucht ihren Höhepunkt. Die beeindruckende Walenhalde ist mit ihren 350 Metern Höhe der höchste Steilhang der Alb.

der Sturzdobel Wasserfall in den Wutachflühen | © Sunhikes
der Sturzdobel Wasserfall in den Wutachflühen

Das Engtal der Wutach startet mit dem Letterngraben-Wasserfall auf der rechten Seite des Tals. Dann kommen der Sackpfeiferdobel Wasserfall und der Sturzdobel Wasserfall. Beide führen nur periodisch Wasser. Die tatsächlichen Wutachflühen bilden eine 3 Kilometer lange und bis zu 85 Meter hohe Felswand aus Muschelkank auf der linken Talseite. Zerklüftete Felstürme wie der ca. 15 Meter hohe Lunzistein oder der Mannheimer Felsen ragen aus der Wand heraus. Schräg gegenüber liegt auf einem freistehenden Felsplateau die Ruine der Burg Blumegg. Der Viadukt der Wutachtalbahn kennzeichnet das Ende der Wutachschlucht.

Muschelkalkwände in den Wutachflühen | © Sunhikes
Wanderweg entlang der Muschelkalkwände durch die Wutachflühen