Betritt man den Schlosshof, fällt der Blick sofort auf den „Ruprechtsbau“ – das älteste Gebäude des Heidelberger Schlosses. Dieses gotische Meisterwerk ist ein bedeutendes Beispiel für die architektonische Vielfalt der Schlossanlage, auch wenn nur einige Bereiche des Baus heute noch genutzt werden.

Ein Gebäude mit Geschichte

Kurfürst Ruprecht III., der sich auch als deutscher König Ruprecht I. (1400 bis 1410) einen Namen machte, ließ diesen beeindruckenden Bau zu seinen Repräsentationszwecken errichten. Hier spiegelt sich nicht nur die Baukunst des Mittelalters wider, sondern auch der historische Wert, den dieses Gebäude für die Pfalz und ihre Herrscher hatte.

Das Engelsrelief – Kunstwerk und Legende

Besonders hervorzuheben ist das Meisterwerk am Eingang des „Ruprechtsbaus“: Eine kunstvolle gotische Plastik, die zwei Engel darstellt. Diese halten einen Kranz mit fünf Rosen, der von einem Zirkel umschlossen wird. Diese symbolische Darstellung zieht nicht nur kunstinteressierte Besucher in ihren Bann, sondern ist auch tief in der legendären Geschichte des Baus verwurzelt.

Der Legende nach hatte der Baumeister des Kurfürsten zwei Söhne, die ihn stets bei seiner Arbeit begleiteten. Sie waren hilfreich und voller Lebensfreude, was sie zu beliebten Kindern am Hof machte. Doch eines Tages geschah das Unglück: Die beiden Jungen verunglückten tragisch beim Bau. Der Baumeister war untröstlich, und das gesamte Schloss teilte seine Trauer. Täglich brachte er einen frischen Rosenkranz an die Unglücksstelle, unfähig zu arbeiten oder Freude zu empfinden, bis ihm eines Nachts seine Kinder im Traum erschienen. Sie trösteten ihn und brachten ihm den Kranz aus frischen Rosen zurück.

Ein Vermächtnis in Stein

Am nächsten Morgen war der Baumeister von einer neuen Kraft erfüllt. Er kehrte voller Energie zur Arbeit zurück und entschloss sich, seine Kinder in Stein zu verewigen, damit die Geschichte und das Andenken an ihre lustigen und hilfsbereiten Wesen nie vergessen werden. Und so bleibt das Engelsrelief am Ruprechtsbau nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein bewegendes Symbol für Liebe, Verlust und Hoffnung.

Der Besuch des Ruprechtsbaus

Beim Besuch des Ruprechtsbaus sollte man sich einen Moment Zeit nehmen, um die detailreiche Fassade und die symbolischen Verzierungen zu bewundern. Es empfiehlt sich, sich von der einzigartigen Atmosphäre tragen zu lassen und an die bewegende Geschichte zu denken, die in Stein gemeißelt wurde. Dieses Bauwerk ist ein unverzichtbarer Teil des Heidelberger Schlosses und ein eindrucksvolles Beispiel für die kulturelle und historische Bedeutung der Region.