Der Ottheinrichsbau – Ein Juwel der Renaissance im Heidelberger Schloss
Der Ottheinrichsbau stellt den größten Palastbau des Heidelberger Schlosses dar und gilt als einer der bedeutendsten Bauten der Renaissance nördlich der Alpen. Er wurde zwischen 1556 und 1560 errichtet und ist ein herausragendes Beispiel für die künstlerische Blütezeit dieser Epoche.
Ein Zeugnis kunstvoller Architektur
Kurfürst Ottheinrich (Otto Heinrich, regierte von 1556 bis 1559) war bekannt für seine Liebe zur Kunst. Unter seiner Aufsicht wurde ein Teil des vorher existierenden Ludwigsbaus abgerissen, um auf dessen Fundament den majestätischen Ottheinrichsbau zu errichten. Damit hinterließ er ein prächtiges Baudenkmal, das generationsübergreifend beeindruckt.
Der Architekt des Ottheinrichsbau war vermutlich Hans Engelhardt, der ebenso für den „Gläsernen Saalbau“ verantwortlich war. Es ist jedoch anzunehmen, dass Ottheinrich selbst aktiv in die planerische Gestaltung und die künstlerischen Entscheidungen zu seinem Schlossbau involviert war.
Bemerkenswerte Fassade und Eingangsportal
Die aufwendig gestaltete Hof-Fassade des Ottheinrichsbau ist ein Musterbeispiel deutscher Renaissance-Baukunst. Der Zugang zum Gebäude erfolgt über eine eindrucksvolle Rampentreppenanlage, die zu einem Mittelportal führt. Dieses Eingangsportal ist einem Triumphbogen nachempfunden und kommt in seiner Form weltweit nicht wieder vor – es zählt zu den gelungensten seiner Art auf deutschem Boden.
Im oberen Teil des Portals ist ein charakteristisches Medaillon des Bauherrn Ottheinrich zu bewundern. Die Fassade selbst ist reich verziert und zieht mit ihrem aufwendigen Figurenschmuck die Blicke auf sich.
Stimmungsvoller Figurenschmuck und Tugendfiguren
In der unteren Reihe links des Hauptportals finden sich Darstellungen von Josua und Simson, während auf der rechten Seite Herkules und David zu sehen sind. Diese Figuren verkörpern wichtige biblische und mythologische Charaktere: Josua führte die israelitischen Stämme nach Palästina, Simson kämpfte gegen die Philister, Herkules bestand seine zwölf Heldentaten, und David besiegte Goliath und eroberte Jerusalem.
Im ersten Obergeschoss symbolisieren die Statuen die Tugenden eines christlichen Herrschers, darunter Stärke, Glaube, Liebe, Hoffnung und Gerechtigkeit. Die Figuren der zweiten Etage repräsentieren die antiken Götter Saturn, Mars, Venus, Merkur und Luna. Auf dem Dach prangen die Darstellungen von Sol und Jupiter, die einst die nicht mehr vorhandenen Zwerchgiebel zierten.
Nutzung und Bedeutung heute
Im Erdgeschoss des Ottheinrichsbau befinden sich heute verschiedene Museums- und Ausstellungsräume, die Besuchern einen Einblick in die faszinierende Geschichte des Schlosses und der Region geben. Ein weiterer wichtiger Teil des kulturellen Angebots ist das Deutsche Apothekenmuseum, das sich im angrenzenden Apothekerturm befindet. Der Eingang ist direkt im Schlosshof neben dem Ottheinrichsbau zu finden.
Der Ottheinrichsbau ist nicht nur architektonisch beeindruckend, sondern auch ein Ort, der Geschichte und Kultur auf einzigartige Weise vereint. Die prunkvollen Räume laden zur Erkundung ein, die kunstvollen Figuren beeindrucken und die bedeutende Rolle, die dieser Bau in der Geschichte des Heidelberger Schlosses spielt, wird anschaulich vermittelt. Die Welt der Renaissance kann hier erlebt werden, und das Erbe, das an diesem Ort bereitsteht, ist von großer Bedeutung.
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