Die Vulkanroute im Naturpark Cumbre Vieja

Eine einzigartige Landschaft, in der die jüngsten Vulkanausbrüche der Kanarischen Inseln stattfanden.

Ruta de los Volcanes im Naturpark Cumbre Vieja

Die jüngsten Vulkane der Kanarischen Inseln

Der Parque Natural de Cumbre Vieja nimmt ein fast 75 km2 großes Gebiet im südlichen Zentrum der Insel La Palma ein. Er erstreckt sich über die fünf Gemeinden - Breña Alta, Breña Baja, Mazo, El Paso und Fuencaliente.

Die Cumbre Vieja ist eine rund 14 Kilometer lange Vulkankette. Entgegen ihrem Namen ist die Cumbre Vieja (alter Bergrücken) der geologisch jüngere Teil der Insel und bildet die Fortsetzung des geologisch älteren Teils, der Cumbre Nueva (neuer Bergrücken). 

Ein Beitrag von
Sunhikes
Redaktions-Team
Blick über die Cumbre Nueva auf die Vulkankette Cumbre Vieja | © Sunhikes
Blick von der Caldera über die wolkenverhangene Cumbre Nueva auf die Vulkankette Cumbre Vieja

Der Gebirgszug der Cumbre Vieja ist vulkanischen Ursprungs und besteht aus Lava, Tuffstein und Vulkanasche. Sowohl prähistorische Lavaströme als auch jüngere Formationen wie der 2001 ausgebrochene Vulkan Tajogaite sind hier zu finden. Insgesamt gilt das Gebiet auch heute noch als vulkanisch aktiv. Der vorletzte Ausbruch ereignete sich 1971 an der Südspitze der Insel. Hier brach der Teneguía aus, dessen Lavamassen direkt ins Meer flossen und neues Land schufen. 

Die Cumbre Vieja wird oft als »Ruta de los Volcanes« bezeichnet. Der wunderschöne Wanderweg durchquert die Vulkankette von Norden nach Süden und führt an allen wichtigen Vulkankegeln vorbei. Die Vulkanroute verläuft auf dem Fernwanderweg GR-131 und ist Teil der bekannten Wanderroute El Bastón (der Wanderstab).

Wanderpfad über den Höhenrücken der Cumbre Vieja  | © Sunhikes
Wanderpfad über den Höhenrücken der Cumbre Vieja mit Ausblick auf die Caldera de Taburiente über dem Wolkenmeer

Nicht umsonst wurde dieser von Kiefernwäldern, Schlackenkegeln und Lavafeldern bedeckte Teil der Insel zum Naturpark erklärt. Viele Steilhänge der Cumbre sind von Erosionsrissen übersät. Weite Gebiete sind mit knöcheltiefen Lapilli bedeckt. Von den Bergspitzen hat man einen herrlichen Blick auf die Umgebung bis hin zu den benachbarten Inseln Teneriffa, La Gomera und El Hierro. Der höchste Punkt der Cumbre Vieja ist der 1.949 Meter hohe Gipfel des Vulkans Deseada.

Fauna und Flora im Parque Natural de Cumbre Vieja

Der Park beherbergt Vogelgemeinschaften wie Lorbeertauben, Adler, Falken und Grajas. Auch Eidechsen und Geckos gehören zu den Bewohnern der vulkanischen Landschaft.

In den höheren Lagen ist die Vegetation von Buschwerk mit geprägt, weiter unten dominiert die Kanarische Kiefer. Auf der Ostseite gibt es kleine Enklaven von Lorbeerwald.

gestreifte Kanareneidechse | © Sunhikes
gestreifte Kanareneidechse

Die wichtigsten Vulkane der Cumbre Vieja

Volcán de Tajogaite – der jüngste Vulkan der Kanaren

Der jüngste Vulkan des Naturparks ist der Tajogaite, dessen Ausbruch vom 19. September bis zum 13. Dezember 2021 dauerte. Er entstand am Westhang der Cumbre Vieja, etwa 1.700 Meter nordwestlich des Vulkans Llano del Banco - einem von drei Vulkanen aus der San-Juan-Eruption von 1949. Die Lava floss aus mehreren Spalten in westlicher Richtung über die stark besiedelte Aridane-Ebene und stürzte über die Steilküste ins Meer, wo sie zwei neue Lavaplattformen schuf. Dabei wurden zahlreiche Gebäude in den Dörfern und Ansiedlungen von El Paso, Los Llanos de Aridane und Tazacorte zerstört sowie große landwirtschaftliche Flächen verschüttet. Besonders hart getroffen wurde Todoque, ein Ortsteil von Los Llanos de Aridane. Er gilt als der längste bekannte und der verheerendste Vulkanausbruch in der Geschichte der Kanareninsel La Palma. Im Juni 2022 erhielt er den Namen Volcán de Tajogaite, deutsch »rissiger Berg«.

der Volcán de Tajogaite  | © Sunhikes
der Volcán de Tajogaite an der Westflanke der Cumbre Vieja

Der alte Vulkan Pico Nambroque und sein Krater Hoyo Negro

Der Pico Nambroque liegt in der Mitte der Vulkankette der Cumbre Vieja. Der 1.925 Meter hohe Vulkan wird nur von den beiden Gipfeln des Deseada überragt. Der alte Vulkankegel steht auf einem festen Basaltsockel, was ihn von den umliegenden Schlackekegeln unterscheidet. Am Nambroque findet man tiefe Lava- und Entgasungsschlote, auf seinem Gipfel befinden sich nahe dem felsigen Krater massive Phonolith-Dome.

der Gipfel des Pico Nambroque | © Sunhikes
Phonolith-Dome am Gipfel des Pico Nambroque

An der Westflanke der Cumbre Vieja liegt der Krater Hoyo Negro, deutsch »schwarzes Loch«. Der tiefe Explosionskrater entstand während der sogenannten San-Juan-Eruption im Jahr 1949 zusammen mit den Vulkanen San Juan und dem Krater Duraznero. Durch eine gewaltige Explosion wurde ein riesiger Schlot in einen alten Vulkankegel gesprengt. Dabei wurden hauptsächlich Gase und nur wenig dunkle Asche und Lapilli ausgestoßen. Beeindruckend sind die Schichten aus vulkanischer Asche, die an den erodierten Abbruchkanten des Cratér Hoyo Negro zu sehen sind.

© Sunhikes
Blick über den Krater Hoyo Negro auf die Vulkane Montaña del Fraile und Deseada

Montaña del Fraile mit seinem Krater Duraznero und dem Lavasee »Lavas la Malforada«

Einer der höchsten Berge der Cumbre Vieja ist der Vulkan Montaña del Fraile mit einer Höhe von 1.908 Metern. Zu ihm gehört der Cratér del Duraznero, der eine Höhe von 1.852 Metern und eine Tiefe von etwa 100 Metern aufweist.  Die tiefschwarze, zerklüftete Fläche im Norden des Montaña del Fraile ist der Lavasee »Lavas la Malforada«.

der Krater Duraznero  | © Sunhikes
der Krater Duraznero am Montaña del Fraile

An der Montaña del Fraile begann die San Juan-Eruption mit dem Auswurf von Gesteinsbruchstücken und Lava aus dem Krater Duraznero. Nach einer kurzen Unterbrechung entstand am Fuß des Kraters der Lavasee »Lavas la Malforada«. Als dieser überlief, floss ein schmaler Lavastrom den Osthang der Insel La Palma hinunter.

Lavas la Malforada mit der Insel Teneriffa am Horizont | © Sunhikes
der Lavasee »Lavas la Malforada« mit der Insel Teneriffa am Horizont

Der Vulkan Deseada mit seinen zwei Gipfeln

Der östliche Gipfel des Deseada, Deseada I, ist mit 1.949 Metern die höchste Erhebung der Cumbre Vieja. Mit 1.937 Metern Höhe ist der Deseada II nur wenig niedriger. Zwischen den beiden Zwillingsgipfeln liegt der etwa 100 Meter tiefe Krater des Deseada. Man vermutet, dass der erste Ausbruch des Vulkans zwischen 5.000 und 6.000 v. Chr. stattfand.

Vom Deseada eröffnet sich ein traumhafter Ausblick Blick auf die Caldera de Taburiente und das Adriane-Tal. Der 2021 ausgebrochene Vulkan Tajogaite ist vom Kraterrand des Deseada II zu sehen. Bei klarem Wetter sind die umliegenden Inseln Teneriffa, La Gomera und El Hierro in Sichtweite.

Deseada mit Krater Duraznero und Hoyo Negro | © Sunhikes
Blick vom Deseada über die Krater Duraznero und Hoyo Negro bis zur Caldera de Taburiente

Volcán Martin de Tigalate im Süden der Cumbre Vieja

Im Süden des Naturparks Cumbre Vieja erhebt sich der 1.563 Meter hohe Volcán Martin. Sein Krater hebt sich mit rötlichen Schattierungen spektakulär von der ansonsten schwarzbraunen Vulkanlandschaft ab. Das Gebiet um den Krater ist großflächig mit knöcheltiefen Lapilli bedeckt. Im Süden des Berges beginnen sich die ersten Kiefernwäldchen auf den kargen Flächen des Vulkans auszubreiten.

Der Volcán Martin brach am 26. Oktober 1646 zum ersten Mal aus, wobei er zunächst nur Wasserdampf ausstieß, bevor er große Asche- und Gesteinsmengen auswarf. Vier Lavaströme flossen nach Osten ab und erreichten zwischen Mazo und Fuencaliente das Meer. Am Osthang der Cumbre bildeten sich während der Eruption zwei weitere Öffnungen.

Wanderpfad am Krater des Volcán Martin de Tigalate  | © Sunhikes
Wanderpfad am Krater des Volcán Martin de Tigalate im Süden der Cumbre Vieja

Die Vulkane San Antonio und der Teneguía an der Südspitze der Insel La Palma

Die Cumbre Vieja wird an der Südspitze der Insel von den Vulkanen San Antonio und Teneguía abgeschlossen. 1987 wurde das Monumento natural de los Volcanes de Teneguía als eigenes Schutzgebiet aus dem Naturpark Cumbre Vieja ausgegliedert.
Der Ausbruch des Teneguía im Jahr 1971 ist der zweitjüngste Vulkanausbruch auf der Insel La Palma. Der erste Ausbruch des Volcán de San Antonio liegt mehr als 3.000 Jahre zurück.

Gipfelgrat des Teneguía | © Sunhikes
Wanderpfad am Gipfelgrat des Teneguía

Die San Juan-Eruption

Während der San Juan-Eruption im Jahr 1949 brach an drei verschiedenen Stellen auf dem Bergrücken der Cumbre Vieja ein etwa vier Kilometer langes Spaltensystem auf. Die drei vulkanologisch unterschiedlichen Eruptionsstellen waren der neu entstandene Krater Duraznero, die Eruptionsspalte Llano del Banco (auch Vulkan San Juan) und der Explosionskrater Hoyo Negro.

der Explosionskrater Hoyo Negro  | © Sunhikes
der Explosionskrater Hoyo Negro entstand während der San Juan-Eruption im Jahr 1949

Der Gebirgskamm hat einen entscheidenden Einfluss auf das Klima auf der Insel La Palma

Die Cumbre Vieja trennt die Insel zusammen mit der Cumbre Nuva und erheblich höheren Caldera de Taburiente in zwei klimatisch unterschiedliche Zonen. Zum einen in die trockene und sonnige Westhälfte und zum anderen in die immerfeuchte und regenbegünstigte Osthälfte. Das liegt daran, dass der Gebirgskamm wie eine Wetterscheide für die von Nordosten kommenden Passatwinde wirkt und die Wolken »abfängt«, bevor sie nach Westen ziehen können. Häufig stauen sich an diesem Höhenzug die Wolken. Von den bis zu 1.949 Meter hohen Gipfeln der Vulkankette kann man dann meist auf ein Wolkenmeer hinabblicken. Aufgrund der Höhenlage kann die Temperatur in der Gipfelregion in den Wintermonaten zeitweise unter den Gefrierpunkt sinken.

der Wolkenwasserfall über der Cumbre Nueva | © Sunhikes
der Wolkenwasserfall »Cascada de nubes« über der Cumbre Nueva

An besonderen Tagen lässt sich das Phänomen des Wolkenwasserfalls »Cascada de nubes« über die Cumbre Nueva erleben. Auf einer Höhe von etwa 1.450 Metern »stürzen« die von Osten kommenden Passatwolken über den Bergrücken und werden von der Sonne zum Verdampfen gebracht.

Centro de Visitantes del Parque Natural de Cumbre Vieja

Das Informationszentrum des Naturparks Cumbre Vieja liegt am Rast- und Campingplatz Refugio el Pilar. Hier werden Besuchern Informationen über den Naturpark Cumbre Vieja sowie die Vulkanroute bereitgestellt.

Naherholungsgebiet Refugio El Pilar

Der in einen Pinienwald eingebettete Rast- und Campingplatz mit Kinderspielplatz, Grillplätzen, Duschen, Toiletten und Trinkwasserversorgung ist auch ein beliebtes Ausflugsziel für die einheimische Bevölkerung.
Das Zelten am Refuigo el Pilar ist mit vorheriger Genehmigung für maximal sieben Tage erlaubt. Die Genehmigung kann beim Umweltamt der Insel beantragt werden. 
Consejería de Medio Ambiente – Avenida de los Indianos, 20 [Santa Cruz de La Palma ] – Telefon: 922 423 100 Ext: 6835)

Eine Wanderung ist die beste Art, die Landschaft des Naturparks Cumbre Vieja und den Vulkanismus der Insel La Palma kennen zu lernen. 
El Pilar ist der ideale Ausgangspunkt für eine Wanderung entlang der spektakulären Vulkanroute. → Auf der knapp 19 km langen Vulkanroute sind rund 1.520 Höhenmeter im Abstieg und 770 Höhenmeter im Aufstieg zu bewältigen.
Von der Área Recreativa El Pilar können auch kleinere Touren unternommen werden, z.B. die Rundwanderung Pico Birigoyo und Nambroque oder eine kleine Runde nur auf den Birigoyo.