Nationalpark Caldera de Taburiente

Eine atemberaubende Landschaft für Naturbegeisterte, umgeben von einer gigantischen Gipfelkette

Wissenswertes über den Nationalpark Caldera de Taburiente

Parque Nacional de la Caldera de Taburiente auf La Palma

Im nördlichen Zentrum von La Palma erstreckt sich der Nationalpark Caldera de Taburiente. Der gigantische, halbkreisförmige Erosionskrater beeindruckt mit einem Umfang von etwa 28 Kilometern und einem Durchmesser von rund neun Kilometern. Die Caldera wird von einer atemberaubenden Gipfelkette umgeben, deren Steilwände mehr als 1.500 Meter in die Tiefe stürzen und eine Höhe von weit über 2.000 Metern erreichen. Die tiefste Stelle der Caldera liegt bei etwa 430 Metern über dem Meeresspiegel. Der höchste Gipfel des Nationalparks und zugleich der Insel ist der Roque de los Muchachos mit einer Höhe von 2.426 Metern.

Ein Beitrag von
Sunhikes
Redaktions-Team

Im Osten der Caldera thront majestätisch der Gipfel des Pico Bejenado, der stolze 1.854 Meter in die Höhe ragt. Die eindrucksvolle Schlucht Barranco de las Angustias bildet den einzigen natürlichen Abfluss der Caldera de Taburiente zum Atlantischen Ozean. Durch sie strömt das gesamte Oberflächenwasser des Parks aus einem Netzwerk von Bächen, die ein Gefälle von bis zu 2.000 Metern aufweisen. Der Besuch dieses einzigartigen Naturwunders ist ein unvergessliches Erlebnis.

© Sunhikes
der majestätische der Gipfel des Pico Bejenado mit seinen stolzen 1.854 Metern

Die Caldera de Taburiente wurde aufgrund ihrer atemberaubenden Landschaft und ihrer herausragenden wissenschaftlichen Bedeutung im Jahr 1954 zum Nationalpark ernannt. Die einzigartige Flora und Fauna, sowie die faszinierenden Gesteinsformationen ziehen Botaniker, Geologen und Zoologen gleichermaßen an. Seit dem 16. Jahrhundert wurden nur noch wenige Bäume gefällt und in den 1960er Jahren wurde die Weidewirtschaft untersagt. Dadurch konnten sich die Landschaft und Pflanzen- und Tierwelt nahezu unberührt entwickeln. Der Park ist ein wahres Paradies für Naturbegeisterte, die hier die Möglichkeit haben, die Schönheit und Einzigartigkeit dieser Region zu erleben.

die Playa de Taburiente  | © Sunhikes
die Playa de Taburiente vor der beeindruckenden Kulisse der Gipfelkette der Caldera

Im Nationalpark gibt es zahlreiche herausragende Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch lohnenswert machen. Dazu zählen die Playa de Taburiente, das Kiesbett des Rio Taburiente, das von beeindruckenden steil abfallenden Bergen umgeben ist. Der imposante 150 Meter hohe Wasserfall Cascada de Desfondada, der Vulkanschlot Roque Idafe, der ockergelbe Rio Rivanceras mit der Cascada de Colores, einem farbenprächtigen Wasserfall, ziehen Besucher in ihren Bann. Der spektakuläre Barranco de las Angustias, die tief eingeschnittene Schlucht des Gebirgsbaches Rio de Taburiente verzaubern Besucher mit ihrer Schönheit. Jeder dieser Orte ist einzigartig und bietet unvergessliche Erlebnisse inmitten der atemberaubenden Landschaft des Nationalparks.

der Felsmonolith Roque Idafe | © Sunhikes
der Felsmonolith Roque Idafe

Entstehung und Geologie des Erosionskraters Caldera de Taburiente

Die heutige Caldera formte sich infolge massiver Erdrutsche. In Kombination mit kontinuierlicher Erosion und vereinzelten kleineren Erdrutschen entstand die atemberaubende Landschaft, die ihresgleichen sucht.

Die Caldera de Taburiente auf La Palma ist ein beeindruckendes Zeugnis des Vulkanismus. Vor circa zwei Millionen Jahren entstand der Garafia-Vulkan, ein Schildvulkan, der aus einer Tiefe von etwa 4.000 Metern durch die Meeresoberfläche brach und sich bis auf eine Höhe von 2.500 Metern über dem Meeresspiegel erhob.

Vor etwa 1,2 Millionen Jahren brach der Vulkankegel zusammen und löste eine immense Trümmerlawine aus, die sich in südwestlicher Richtung ergoss. Bis heute ist diese Lawine durch Sonarmessungen im Meeresboden entlang der Inselflanke nachweisbar.

Vor ungefähr einer Million Jahren wurde ein neuer Vulkan geboren – der Taburiente-Vulkan. Dieser bedeckte den Garafia-Vulkan fast vollständig mit seiner Lava und soll eine beeindruckende Höhe von etwa 3.000 Metern erreicht haben.

In der Zeit vor 125.000 bis 500.000 Jahren stürzte die Westflanke des Taburiente-Vulkans ein, was zur Entstehung der Caldera de Taburiente und des etwa zehn Kilometer langen Gebirgsrücken Cumbre Nueva führte. Im Nordosten der Caldera de Taburiente bildete sich gemeinsam mit dem Cumbre Nueva-Rücken eine markante Abrisskante, die wie ein Amphitheater wirkt. Diese Kante ist das Ergebnis der Cumbre Nueva-Trümmerlawine. Sie hinterließ Ablagerungen in einer Meerestiefe von 2.500 bis 4.000 Metern und bedeckt somit auch die Trümmerlawine des Garafia-Vulkans.

Durch das Abrutschen der Landmasse wurden erneut Bereiche des ursprünglichen Seevulkans bloßgelegt, welche heute das Los Llanos-Becken bilden. Hier entstand der Bejenado-Vulkan, der die Fläche erneut bedeckte. Die Auswirkungen starker Erosionen führten schließlich zur Entstehung der beeindruckenden Schlucht Barranco de Las Angustias. Entlang der Schlucht kann man heute die Felsformationen, die während der Entstehung der Insel bei Unterwasser-Eruptionen entstanden sind, betrachten. Die sogenannte Kissen- oder Pillowlava erkennt man an ihrer grünlichen Farbe und einem wabenförmigen Muster.

Geschichte

Die Caldera de Taburiente birgt eine Vielzahl an archäologischen Fundstücken, insbesondere Petroglyphen, welche Felsgravuren der Ureinwohner La Palmas darstellen. Diese Zeichen setzen sich aus einer Vielzahl von Formen zusammen, darunter Spiralen, Kreise und konzentrische Halbkreise.

Im 15. Jahrhundert wurden die ersten historischen Aufzeichnungen über La Palma verfasst. Doch schon lange vorher war das Gebiet der Caldera de Taburiente das Territorium eines Guanchenkönigs. Die Insel soll in zwölf solche Regionen unterteilt gewesen sein. Die Ureinwohner der Insel, die Benahoaríes, lebten von der Viehzucht und sammelten Früchte und Wurzeln. Ihre Werkzeuge waren aus Stein, Knochen, Leder und Holz gefertigt.

Der Kraterkessel der Insel La Palma war für die Ureinwohner, die Auritas oder Benahoaritas des Stammes der Acero, ein wichtiger Rückzugsort in Zeiten der Bedrohung. Besonders im Jahr 1492, als die Eroberung der Insel im Namen der Krone Kastiliens unter Alonso Fernández de Lugo begann, war der Kraterkessel ihr letzter Zufluchtsort.

Petroglyphen bei La Zarza | © Sunhikes
Im Petroglyphen Park La Zarza kann man solche eindrucksvollen Felsgravuren bewundern

Die Landschaft der Caldera de Taburiente ist stark vom Element Wasser geprägt

Auf La Palma fallen Niederschläge sehr unregelmäßig. Oftmals konzentrieren sich Stürme mit sintflutartigen Regenfällen auf wenige Tage. Dann entstehen überall in der Caldera temporäre Wasserfälle, über die das Wasser die steilen Wände hinunterstürzt und in den Barranco de las Angustias fließt. Das führt zu einem dramatischen Anstieg des Wasserpegels im Río Taburiente und verursacht Sturzfluten.

Die Landschaft des Erosionskraters Caldera de Taburiente wird maßgeblich durch das Element Wasser geprägt. Der Grund hierfür liegt in der halb undurchlässigen Beschaffenheit des Untergrunds, welche das Regenwasser filtert und in den Untergrund leitet. Das Wasser tritt über Quellen wieder an die Oberfläche. Aufgrund von Mineralien weisen diese häufig ungewöhnlichen Farbtöne auf.

Das Wasser ist ohne Zweifel ein sehr wertvolles Gut der Caldera. Die Geschichte der Caldera de Taburiente ist untrennbar mit dieser wertvollen Ressource und ihrer Nutzung durch die Einheimischen und Grundbesitzer verwoben. Seit dem 16. Jahrhundert ist das Wasser aus der Caldera ein Bestandteil des Erbes der Haciendas de Argual und Tazacorte. Die Landbesitzer nutzen noch heute das Wasser aus über 70 Quellen und unterirdischen Wasserauffangstollen sowie das Wasser, das an den Grenzen des Parks abfließt, um ihre landwirtschaftlichen Flächen zu bewässern. Das Wasser wird in 10-tägigen Zyklen unter den fast 2.000 Mitgliedern des Heredamiento verteilt. Jedes Mitglied besitzt den Wasserfluss von La Caldera für einen bestimmten Zeitraum, der von seinen landwirtschaftlichen Flächen oder erworbenen Rechten abhängt. Diese einzigartige Verteilung sorgt für eine gerechte und nachhaltige Nutzung des Wassers für alle Beteiligten.