Weinstadel Nürnberg – Geschichte, Architektur und Bedeutung
Bei einem Spaziergang am Ufer der Pegnitz, bei dem man seinen Blick über die mittelalterliche Kulisse schweifen lässt, gelangt man unweigerlich zu einem besonderen Bauwerk entlang der Flussuferpromenade: dem Nürnberger Weinstadl. Mit seinen 48 Metern ist er nicht nur eines der größten Fachwerkbauten Deutschlands, sondern auch eines der markantesten Wahrzeichen der Nürnberger Altstadt.
Lage – Der Weinstadel am Maxplatz
Der Weinstadel liegt in der Sebalder Altstadt, direkt am Maxplatz, nördlich der Pegnitz. Von hier aus blickt man auf die Maxbrücke und die malerische Trödelmarktinsel. Gemeinsam mit dem Henkersteg und dem Wasserturm bildet er eines der beliebtesten Fotomotive Nürnbergs – eine Szenerie, die seit Jahrhunderten Besucher fasziniert.
Geschichte des Weinstadels – Von der Fürsorge zum Weinlager
Errichtet wurde der Weinstadel zwischen 1446 und 1448. Seine ursprüngliche Funktion war außergewöhnlich: In der Karwoche diente er drei Tage lang als Unterkunft und Versorgungsstätte für Leprakranke, die sogenannten „Sondersiechen“. Diese Nutzung ging auf eine Stiftung von 1394 zurück und zeigt, wie eng mittelalterliche Fürsorge und soziale Ausgrenzung miteinander verwoben waren.
Später wandelte sich die Funktion des Gebäudes grundlegend:
1571 wurde das Erdgeschoss als reichsstädtisches Weinlager genutzt – und gab dem Bauwerk seinen heutigen Namen.
Ab 1575 fanden hier auch arme Familien, Handwerker und ein Frauenspinnhaus Unterkunft.
In Kriegszeiten, wie während der Markgrafenkriege, bot der Weinstadel Zuflucht für Nonnen aus dem Kloster Pillenreuth.
1944 wurde das Gebäude bei Bombenangriffen schwer beschädigt, blieb jedoch erhalten.
Architektur – Der größte Fachwerkbau Deutschlands
Der Weinstadel Nürnberg beeindruckt nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch seine Architektur:
Ein Sandsteinsockel trägt die beiden Fachwerkobergeschosse.
Darüber erhebt sich ein dreigeschossiges Satteldach, das wie ein schützender Mantel über dem Bau liegt.
Besonders markant sind die Holzgalerien mit metallenen Wasserspeiern an der Flussseite, die dem Gebäude Eleganz verleihen.
An der Ostseite findet man einen Dacherker von 1448, den ältesten seiner Art in Nürnberg.
Ein weiteres architektonisches Highlight: Die bauliche Verbindung zum Wasserturm, der über eine überbaute Brücke mit der Trödelmarktinsel verknüpft ist.
Weinstadel heute – Studentenwohnheim im Fachwerkjuwel
Seit 1950 erfüllt der Weinstadel eine ganz neue Funktion: Er ist Studentenwohnheim. Mit seinen 74 Wohnplätzen leben heute junge Menschen in einem der bedeutendsten historischen Gebäude Nürnbergs – ein spannender Kontrast zwischen mittelalterlicher Baukunst und modernem Alltag.
So bleibt der Weinstadel nicht nur als denkmalgeschütztes Bauwerk bestehen, sondern ist zugleich ein lebendiger Ort, an dem Geschichte und Gegenwart aufeinandertreffen.
Fazit – Ein Wahrzeichen Nürnbergs
Der Weinstadel in Nürnberg ist mehr als nur ein Fachwerkbau. Er ist ein Spiegel der Stadtgeschichte – von mittelalterlicher Fürsorge über seine Nutzung als Weinlager bis hin zu seiner heutigen Rolle als Studentenwohnheim.
Wer Nürnberg besucht, sollte unbedingt einen Spaziergang an der Pegnitz unternehmen, um den Weinstadel, den Henkersteg und den Wasserturm zu erleben. Gemeinsam bilden sie ein Ensemble, das zu den schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt und ein Stück Geschichte lebendig hält.
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