West Highland Way – Etappe 6: Bridge of Orchy bis Kingshouse – Ein Tag zwischen Faszination und Naturgewalten
Fakten
Tourencharakter
Die sechste Etappe des West Highland Way führt über etwa 19,4 Kilometer von Bridge of Orchy zum Kingshouse Hotel. Die Strecke verlangt Trittsicherheit und gute Ausrüstung, da es kaum Schutzmöglichkeiten bei Regen gibt. Diese Etappe verbindet die Landschaften der schottischen Highlands mit langen Passagen.
Start ist in Bridge of Orchy, von wo aus man dem gut markierten Pfad auf der gegenüberliegenden Talseite bergauf zum Mam Carreigh folgt. Dort eröffnet sich ein beeindruckender Blick auf Loch Tulla. Anschließend geht es hinab zur Victoria Bridge, einem kleinen Jagdschlösschen. Ab hier beginnt eine etwa sechs Kilometer lange Steigung durch offenes Gelände ohne Schutzmöglichkeiten. Danach folgt die fünf Kilometer lange Passage über das karge Rannoch Moor und einer einsamen Farmruine. Der Abstieg führt schließlich zum Kingshouse Hotel, wo sich auch Mountaincafé, Hobbithouses und Campingplatz befinden. Wegen fehlender Unterstände empfiehlt sich eine genaue Wetterbeobachtung und zügiges Gehen bei Regen.
Höhenprofil
Hintergrundinformationen
Die Etappen des West Highland Way
Etappe 1: Milngavie bis Drymen
Etappe 2: Drymen bis Rowardennan über Conic Hill
Etappe 3: von Rowardennan nach Inverarnan
Etappe 4: von Inverarnan nach Tyndrum
Etappe 5: von Tyndrum nach Bridge of Orchy
Etappe 6: Bridge of Orchy bis Kingshouse
Etappe 7: Kingshouse über die Devil’s Staircase nach Kinglochleven
Etappe 8: von Kinlochleven nach Fort William
Routenbeschreibung
Dieser Abschnitt des West Highland Way war weit mehr als nur eine Wanderung – er war ein intensives Eintauchen in die wilde Seele der schottischen Highlands. Kaum lag Bridge of Orchy hinter einem, schlängelte sich der Pfad steil hinauf zum Mam Carreigh. Oben angekommen, öffnete sich der Blick auf Loch Tulla – ein Moment, der zum Innehalten zwang: endlose Weiten, sanft geschwungene Hügel und dieses unverwechselbare Highland-Flair, das man aus Erzählungen kennt und hier in seiner reinsten Form erlebt.
Doch die Idylle trug einen dunklen Schatten: Eine schwere Wolke, drohend und unbeirrbar, begleitete einen wie ein lautloser Verfolger. Mit jedem Schritt wuchs die Spannung. Der Himmel verdunkelte sich, und der Gedanke an eine lange Strecke ohne jeglichen Schutz vor Regen ließ uns das Tempo unwillkürlich steigern.
Vor einem lag das Rannoch Moor – eine endlose, karge Ebene, gleichzeitig von schlichter Schönheit und erdrückender Größe. Hier steht die Zeit still, und die Weite macht den Menschen klein, verletzlich und zugleich ehrfürchtig.
Noch blieb der Regen aus, doch die Wolke im Rücken war ständige Mahnung. Immer wieder zogen Langstreckenläufer leichtfüßig vorbei – ihre scheinbare Mühelosigkeit ein scharfer Kontrast zu Müdigkeit und der Anspannung des drohenden Wetters.
Als schließlich das Mountain Café in Sicht kam, war die Erleichterung groß. Wärme, eine Tasse Tee, ein Moment zum Durchatmen. Doch die Freude wurde gedämpft, als man erfuhr, dass sämtliche Unterkünfte belegt waren. Die Unsicherheit, wo wir die Nacht verbringen würden, mischte sich mit der Hoffnung, dass das Wetter uns gnädig bleiben möge.
Während draußen der Regen einsetzte, blieb die Stimmung überraschend gelöst. Und dann – fast wie eine Belohnung – fand sich doch noch ein Platz in einem Bunkhouse.
Dieser Tag zeigt, wie unberechenbar und eindrucksvoll die Highlands sind. Er führte uns an Grenzen, belohnte mit unvergesslichen Augenblicken und dem tiefen Gefühl, ein Teil dieser rauen Landschaft zu sein. Ein Tag voller Spannung, Durchhaltevermögen und Naturerlebnisse, der sich ins Gedächtnis schreibt.
Hinweise + Tipps
Aufgrund der fehlenden Schutzmöglichkeiten empfiehlt es sich, die Wettervorhersage genau zu beobachten und bei Regen zügig zu gehen. Das Kingshouse bietet Übernachtungsmöglichkeiten, ebenso wie der nahegelegene Campingplatz.
Tipp für Wanderer in Schottland: Der norwegische Wetterdienst yr.no bietet verlässliche und detaillierte Wettervorhersagen für Schottland. Besonders auf anspruchsvollen Strecken wie dem West Highland Way ist es hilfreich, die stündlichen Prognosen von yr.no zu nutzen, um Regen oder Wetterwechsel frühzeitig zu erkennen und die Tour entsprechend zu planen. Die übersichtliche Darstellung und präzisen Vorhersagen machen yr.no zu einem unverzichtbaren Begleiter für alle, die sicher und gut vorbereitet durch die schottischen Highlands wandern möchten.
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