Ein spirituelles Zentrum im Naturpark Obere Donau
Eingebettet in die steilen Felsen und Wälder des Oberen Donautals liegt die Erzabtei Beuron – ein Benediktinerkloster mit fast 900 Jahren Geschichte. Zwischen Tuttlingen und Sigmaringen thront das Kloster am Donaudurchbruch der Schwäbischen Alb, umgeben von einer Landschaft, die Ruhe und Kraft zugleich ausstrahlt.
Die Erzabtei St. Martin zu Beuron ist nicht nur ein spiritueller Ort, sondern auch ein kulturelles Zentrum, das Kunst, Geschichte und Wissenschaft miteinander verbindet.
Geschichte des Klosters Beuron
Die Ursprünge reichen zurück ins 11. Jahrhundert, als ein Augustiner-Chorherrenstift gegründet wurde. Nach Jahrhunderten des Wandels zogen 1863 Benediktinermönche ein – unterstützt vom Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen. Aus dieser Neubesiedelung entstand die heutige Benediktinerabtei Beuron, die seitdem weit über Baden-Württemberg hinaus wirkt.
Während des Kulturkampfs (1875–1887) mussten die Mönche das Kloster verlassen. Doch sie kehrten zurück – und gründeten Tochterklöster, die heute die Beuroner Kongregation bilden.
Kunst und Beuroner Tradition
Im 19. Jahrhundert entstand hier die berühmte Beuroner Kunstschule. Inspiriert von byzantinischen und frühchristlichen Vorbildern, prägte sie die religiöse Kunst in Deutschland und weit darüber hinaus.
Auch die Klosteranlage selbst ist Zeugnis dieser Epoche: die Klosterkirche St. Martin, die Mauruskapelle, die Gnadenkapelle und kunstvolle Altäre machen Beuron zu einem Zentrum sakraler Architektur.
Besonders beeindruckend ist die Klosterbibliothek Beuron: Mit rund 405.000 Bänden gilt sie als größte Klosterbibliothek Deutschlands – ein Schatz für Theologen, Kunsthistoriker und Wissenschaftler.
Bedeutende Persönlichkeiten und Ereignisse
Pater Anselm Schott veröffentlichte in Beuron das berühmte Schott-Messbuch, das bis heute in vielen katholischen Haushalten genutzt wird.
Die Philosophin und spätere Ordensfrau Edith Stein besuchte das Kloster mehrfach zwischen 1927 und 1933.
1945 gründete Pater Bonifatius Fischer das Vetus-Latina-Institut, das alte lateinische Bibelübersetzungen erforscht.
Damit wurde Beuron auch zu einem Ort der Wissenschaft und des geistigen Dialogs.
Klosterleben heute
Etwa 30 bis 40 Mönche leben nach der Regel des hl. Benedikt in der Erzabtei. Ihr Alltag folgt dem Rhythmus von „Ora et labora“ – Gebet und Arbeit.
Die Benediktiner wirken in Werkstätten, der Klosterbuchhandlung, der Schreinerei, Brennerei und Imkerei. Sie bieten Exerzitien, Vorträge und Seminare an – und öffnen ihre Türen für Gäste, die Ruhe und Einkehr suchen.
Im angeschlossenen Gästehaus können Besucher übernachten, die Stille des Klosters erleben oder an spirituellen Angeboten teilnehmen.
Zu Gast in Beuron – Spiritualität und Begegnung
Pilger und Besucher sind herzlich willkommen. Wer möchte, kann an der Liturgie teilnehmen, in Gesprächen geistliche Impulse erhalten oder einfach die Atmosphäre des Klosters auf sich wirken lassen.
Die Benediktiner folgen der Regel: „Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus.“
Im Klosterladen warten Bücher, Musik, Ikonen und klostereigene Produkte wie Kräuterspirituosen, Tees, Weine und Naturkosmetik.
Naturerlebnis im Oberen Donautal
Die Erzabtei liegt inmitten des Naturparks Obere Donau – einer Landschaft, die mit Wanderwegen, Burgruinen und bizarren Felsen begeistert.
Wandern im Donaudurchbruch (6–14 km Routen)
Klettertouren an den Felsen der Schwäbischen Alb
Boots- und Kanufahrten auf der Donau
Besichtigungen von Burgen, Schlössern und Höhlen
Ein besonderes Highlight ist die Lourdesgrotte im Liebfrauental, ein Ort stiller Andacht mit Marienkapelle, Madonna und Bernadette-Statue.
Anreise zur Erzabtei Beuron
Mit dem Auto: Über die A81 (Ausfahrt Tuningen) oder die B311 aus Richtung Ulm.
Mit der Bahn: Beuron besitzt eine eigene Haltestelle an der Strecke Neustadt–Ulm. Besonders reizvoll ist die Fahrt mit dem Naturpark-Express, der während der Saison verkehrt.
Parken: Direkt am Kloster gibt es Parkplätze für Besucher.
Dank dieser guten Anbindung lässt sich die Erzabtei Beuron ideal in eine Reise auf dem Donau-Radweg oder einen Ausflug auf der Schwäbischen Alb einbinden.
Fazit – Ein Benediktinerkloster voller Geschichte und Spiritualität
Die Erzabtei Beuron im Donautal ist mehr als ein Kloster. Sie ist ein spirituelles Zentrum, ein kultureller Schatz und ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird.
Ob zur Andacht, zur Forschung oder für einen Moment der Ruhe – wer Beuron besucht, erfährt den Einklang von Natur, Kultur und Glauben inmitten einer der schönsten Landschaften Süddeutschlands.