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Fedaia-Stausee: Kraftwerk, Naturjuwel & Wanderparadies Dolomiten

Marmolatagruppe
, Dolomiten , Italien
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Lago di Fedaia – Spiegel der Marmolata 

Man steht am Ufer des Fedaia-Stausees, und die Stille trägt weit. Vor einem breitet sich der Lago di Fedaia aus – auch Lèch de Fedaa genannt – ein Bergsee auf 2.057 Metern Höhe, eingebettet zwischen der mächtigen Marmolata, der Königin der Dolomiten, und dem sanften Rücken des Padonkamms. 

Hier, nahe dem Passo Fedaia, spürt man die klare Bergluft, sieht das Farbenspiel des Wassers und ahnt, dass dieser See mehr ist als ein Naturjuwel: Er ist zugleich Speicher, Kraftquelle und Erinnerungsort. 

Fedaia-Stausee – Natur und Technik vereint 

Der Fedaia-See in den Dolomiten ist kein reines Naturprodukt, sondern ein Werk der Technik. In den 1950er Jahren stauten Ingenieure das Wasser, um die Kraft der Marmolata-Gletscher nutzbar zu machen. Seitdem dient der See nicht nur der Stromgewinnung aus Wasserkraft, sondern auch dem Hochwasserschutz. 

Sein Hauptzufluss ist der Fluss Avisio, geboren aus den Eismassen der Marmolata, begleitet von Wildbächen wie dem Torrente Vernel und dem Torrente Ombretta. 

Staumauern am Fedaia-See – Bauwerke von beeindruckender Größe 

Zwei mächtige Bauwerke halten den Fedaia-Stausee im Gleichgewicht: 

  • Hauptsperrwerk Fedaia: eine 57 Meter hohe und 622 Meter lange Pfeilerstaumauer mit 19 gewaltigen Pfeilern. Über ihre Krone führt heute eine Fahrstraße – ein Panoramaweg, der Autofahrer wie Wanderer gleichermaßen fasziniert. 

  • Maria al Lago: ein Schüttdamm von 270 Metern Länge, der das Val Pettorina schützt. Unterhalb glitzert ein kleiner Natursee, abgetrennt durch die Passhöhe. 

Mit 1,62 Kilometern Länge, 500 Metern Breite und 16,7 Millionen Kubikmetern Wasser ist der Lago di Fedaia ein stiller Gigant. 

Energie aus den Bergen – Das Kraftwerk Malga Ciapela 

Das Wasser des Fedaiasees stürzt durch unterirdische Druckrohrleitungen mehr als 900 Höhenmeter hinab. Zuerst erreicht es das Kraftwerk Malga Ciapela, dann das Werk in Saviner. Zusammen erzeugen sie rund 16 Gigawattstunden Strom pro Jahr – sauber, beständig, erneuerbar. 

Heute wird die Anlage von ENEL Green Power betrieben und gilt als Beispiel für die Verbindung von alpiner Landschaft und moderner Technik. 

Lago di Fedaia – Wanderziel und Naturerlebnis 

Man wandert um den See, hört das Knirschen der Steine unter den Schuhen und den Wind, der über das Wasser streicht. Besonders am Abend, wenn die Enrosadira – das Glühen der Dolomiten – See und Berge in Rosa und Gold taucht, verwandelt sich der Fedaia-Stausee in ein magisches Bild. 

  • Spaziergänge auf der Promenade rund um den See 

  • Aussichtspunkte auf die Marmolata und den Padonkamm 

  • Einkehr in Cafés und Restaurants direkt am Ufer 

Auch Familien finden hier einen leichten Zugang zur Bergwelt, während Bergsteiger den See als Ausgangspunkt für Touren zur Marmolata nutzen. 

Von oben gesehen – Panoramen über dem Fedaia-Stausee 

Wer den Blick weitet, folgt dem berühmten Viel dal Pan, einem Panoramaweg zwischen Agordino und Fassatal. Von hier aus liegt der See wie ein Smaragd unter der Marmolata. 

Auch vom Sentiero Geologico di Arabba bietet sich ein weiter Blick – bis hin zur Civetta, der „Wand der Wände“. 

Passo Fedaia – Tor zur Marmolata 

Am Fuße der Marmolata liegt der Passo Fedaia (2.054 m), ein Alpenpass zwischen Trentino und Venetien. Einst Weidegebiet, später Schauplatz im Ersten Weltkrieg, heute ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderer, Bergsteiger und Freerider. 

Im Museum Marmolada Grande Guerra erinnern über 700 Fundstücke an die Zeit, als Soldaten hier in einer „Stadt aus Eis“ lebten. 

Praktische Hinweise – Fedaia-Stausee erleben 

  • Lage: Zwischen den Provinzen Trient und Belluno, erreichbar über die SS 641. 

  • Parkplätze: Direkt am See vorhanden. 

  • Aktivitäten: Wandern, Panoramawege, Fotospots, Marmolata-Touren. 

  • Hinweis: Baden ist im Lago di Fedaia nicht erlaubt – die Strömungen der Kraftwerke machen es zu gefährlich. 

Fazit – Der Fedaia-Stausee, ein alpines Gesamtkunstwerk 

Am Fedaia-Stausee in den Dolomiten erlebt man die Verschmelzung von Natur und Technik, Geschichte und Gegenwart. Er ist Speicher, Energiequelle, Wanderziel und Erinnerungsort zugleich. 

Wer hier steht, sieht nicht nur einen See, sondern spürt die Kraft der Berge – und nimmt ein Stück Dolomiten im Herzen mit.

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Marmolata: Routen, Hütten, Geschichte & Gletscher erleben

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Routenübersicht – Wege auf die Königin der Dolomiten 

Wenn man die Marmolata besteigt, beginnt man oft am Fedaia-Pass (2.057 m). Von Canazei erreicht man ihn in etwa 30 Minuten, von Selva di Cadore in 40 Minuten und von Cortina d’Ampezzo in rund 1,5 Stunden über den Giau-Pass. Von hier steigt man hinauf zum ehemaligen Pian dei Fiacconi (2.700 m), einst Standort einer Berghütte. 

Als Bergsteiger findet man nahe dem Pass Übernachtungsmöglichkeiten: das Rifugio Castiglioni (2.054 m, ganzjährig geöffnet, 67 Betten) oder das Rifugio Alla Seggiovia (2.074 m, geöffnet von Juni bis September, 18 Betten)

An der Südseite wird es wilder: Von der Rifugio Contrin (2.016 m, 90 Betten), die man nach knapp zwei Stunden Fußmarsch von Alba di Canazei erreicht, steigt man in die imposante Südwand der Marmolata ein. Bis zu 900 Meter hoch türmt sie sich auf – ein gewaltiges Felsmassiv, das zu den schwierigsten Kletterrouten der Dolomiten führt, noch anspruchsvoller als die Lavaredo-Nordwände. 

Bekannte Kletterrouten der Marmolata 

  • Zur Punta Penia (3.343 m): Tomasson-Route (650 m, Dsup), Via Soldà (700 m, ED), Pfeiler Micheluzzi (700 m, ED) 

  • Zur Punta Rocca (3.265 m): Vinatzer-Route (800 m, ED), Messner-Variante (ED), Mariacher-Route / Tempi Moderni (800 m, ED sup) 

  • Zur Marmolada d’Ombretta: Castiglioni-Route (D sup), Giordani-Route (900 m, ED sup), Aste-Route / Via dell’Ideale (900 m, ED) 

Wer diese Linien klettert, erlebt die Marmolata als das, was sie ist: eine Kathedrale aus Fels. 

Hüttenübersicht – Rastplätze zwischen Himmel und Stein 

Auf dem Weg über die Marmolata findet man eine Vielzahl an Schutzhütten und Biwaks, die Geschichten erzählen: 

  • Fedaia-See: Rifugio Castiglioni (2.055 m), Rifugio alla Seggiovia (2.080 m) 

  • Südroute: Rifugio Ombretta O. Falier (2.080 m), Rifugio Contrin (2.016 m) 

  • Am Gipfel: Rifugio Punta Penia (3.343 m, höchstgelegene Hütte der Dolomiten) 

  • Normalroute: Rifugio Ghiacciaio Marmolada (2.730 m) 

  • Weitere Zugänge: Rifugio Monzoni (2.045 m) 

Dazu kommen stille Biwakschachteln wie das Bivacco Marco Dal Bianco (2.727 m) oder das Bivacco Donato Zeni (2.100 m) – Orte, an denen man spürt, was Einsamkeit in den Dolomiten bedeutet. 

Geschichte – Von Pionieren, Eisstädten und Seilbahnen 

Man erinnert sich: Die erste Idee einer Schutzhütte entstand 1874. Zwei Jahre später stand sie – die erste Höhlenhütte der Dolomiten

Die erste Besteigung der Punta Penia (1864) gelang Paul Grohmann mit den Brüdern Dimai über die Ostwand. Später folgten Tuckett über den Westgrat (1872) und Beatrice Tomasson über die Südwand (1901). 

Während des Ersten Weltkriegs errichteten österreichische Truppen die berühmte Eisstadt im Marmolata-Gletscher – acht Kilometer lange Gänge mit Betten, Küchen und Munitionslagern. Mit den Gletscherbewegungen verschwand sie 1918. 

In den 1960er-Jahren veränderte die Marmolata-Seilbahn das Bild des Berges: moderne Skilifte, Stahlmasten und Betonstationen griffen tief in die Natur ein. Umweltverbände kämpfen bis heute gegen ihre Spuren, Freiwillige reinigen jährlich die berühmte Südwand. 

Der Marmolata-Gletscher – Schmelzendes Herz der Dolomiten 

Die Marmolata trägt den größten Gletscher der Dolomiten. Doch er schmilzt. Was einst ein mächtiges Eisfeld war, ist heute in kleinere Zungen zerfallen. 

Schon 1925 beschrieb Carlo Porro im ersten italienischen Gletscherkataster vier Gletscher hier. Mitte des 20. Jahrhunderts waren es sieben – durch die Zerstückelung des Eises. Heute sind viele verschwunden: Der Cima-dell’Uomo-Gletscher und der Ombrettagletscher existieren nicht mehr. Auch die Vernel-Gletscher gelten nicht länger als Gletscher. 

Was bleibt, sind fragile Eisreste – stille Zeugen des Klimawandels. 

Gletschersturz 2022 – Tragödie an der Punta Rocca 

Am 3. Juli 2022 geschah das Unfassbare: Ein riesiger Eisblock löste sich an der Punta Rocca. 200 Meter breit, donnerte er auf die Normalroute zur Punta Penia. Bergsteiger wurden überrascht, Tote und Vermisste waren die Folge. 

Der Grund: Hitze, Wassereinlagerungen, schwächelndes Eis. Der Klimawandel zeigte hier seine tödliche Seite. 

Die Sage vom Marmolata-Gletscher 

Man erzählt sich in Südtirol, die Marmolata sei einst grün gewesen – voller Wiesen und Almen. Doch Bauern missachteten einen Marienfeiertag und arbeiteten weiter. Da begann es zu schneien. Es hörte nicht mehr auf. Aus Almen wurde Eis, aus Gras ein Gletscher. 

Eine andere Version spricht von einer gottlosen Gräfin, die ihre Knechte zwang. Die Bauern flohen – die Gräfin aber wurde vom Schnee begraben. 

Die Legende der Marmolata mahnt, die Natur zu achten. 

Sommer und Winter – Zwei Gesichter der Marmolata 

Im Winter fährt man auf der längsten Piste der Dolomiten: 12 Kilometer von der Punta Rocca bis nach Malga Ciapela. Skitouren, die Sellaronda, Eisklettern im Serrai von Sottoguda – der Winter zeigt die Marmolata als Abenteuerspielplatz im Schnee. 

Im Sommer wandert und klettert man: Über Klettersteige wie die Via Ferrata della Marmolada oder die Via Tomasson erreicht man die Gipfel. Mountainbike-Trails führen durch Wälder, Almwiesen und hoch hinaus in die Felsregionen. 

Ob Sommer oder Winter – die Marmolata ist Abenteuer, Natur und Geschichte zugleich

Anreise – Wege zur Königin der Dolomiten 

Wer die Marmolata erreichen will, fährt über den Fedaia-Pass (2.054 m), zwischen Canazei und Malga Ciapela. Von der Brennerautobahn bei Ora/Auer gelangt man über Predazzo, Moena, Vigo di Fassa, Pozza di Fassa und Canazei auf die SS48. 

Alternativ kommt man von Cortina d’Ampezzo über den Passo Pordoi oder den Giau-Pass.