Ponta de São Lourenço – Madeiras wilde Ostspitze voller Naturwunder
Am östlichsten Punkt Madeiras entfaltet sich ein Stück Erde, das von Wind, Meer und Vulkanen geformt wurde. Die Ponta de São Lourenço ragt wie eine schmale Zunge neun Kilometer weit in den Atlantik hinaus – karg, kraftvoll, atemberaubend. Hier verschmelzen vulkanische Gesteinsformationen mit dem tiefen Blau des Meeres zu einer Landschaft, die rau und zugleich faszinierend schön wirkt.
Landschaft und Lage – Wo Madeira in den Ozean übergeht
Die Halbinsel gehört zur Gemeinde Caniçal im Kreis Machico und schließt die vorgelagerten Inseln Ilhéu da Cevada und Ilhéu do Farol ein. Auf letzterer erhebt sich der Farol da Ponta de São Lourenço, der älteste Leuchtturm Madeiras, der seit 1870 über die Wellen wacht.
Vulkanisches Gestein prägt das Bild: dunkler Trachyt, rötlicher Tuff und dramatische Felswände, die vom Spiel der Elemente gezeichnet sind. Die Nordküste fällt steil ins Meer, während die Südseite sanfter in die Brandung übergeht. Über allem thronen der Pico do Furado (150 m) und die Piedras Brancas (163 m) – stille Zeugen einer uralten geologischen Geschichte.
Naturreservat und Artenvielfalt – Ein Stück unberührtes Madeira
Seit 1982 steht die Ponta de São Lourenço unter Naturschutz und gehört zum Natura-2000-Netz. Das Gebiet zählt zu den wertvollsten Vogelschutzgebieten der Insel. Über den Klippen kreisen Sturmtaucher und andere seltene Seevögel. Mit Glück lässt sich sogar eine der letzten Mittelmeer-Mönchsrobben entdecken, die entlang der Küste ihre Bahnen zieht.
Das Klima ist halbtrocken, die Vegetation spärlich, doch gerade diese Schlichtheit macht den Reiz der Landschaft aus. Zwischen Gräsern und Sukkulenten blühen endemische Arten wie der Prächtige Natternkopf (Echium nervosum), die Madeira-Levkoje (Matthiola maderensis) und die silbrig schimmernde Helichrysum devium, eine seltene Strohblume. Überall huschen Madeira-Eidechsen (Teira dugesii) zwischen den Steinen – quicklebendige Farbtupfer im kargen Gelände.
Wanderung PR8 – Vereda da Ponta de São Lourenço
Die Schönheit dieser Halbinsel erschließt sich am besten zu Fuß. Der PR8 – Vereda da Ponta de São Lourenço zählt zu den spektakulärsten Wanderwegen auf Madeira. Etwa sechs Kilometer lang führt der Pfad durch die bizarren Vulkanformationen, über Hügel, Stege und Felsstufen – stets begleitet von der Gischt und dem Wind des Atlantiks.
Etwa zweieinhalb Stunden dauert die Wanderung in normalem Tempo. Unterwegs öffnen sich immer neue Panoramen auf die Nord- und Südküste, und an klaren Tagen reicht der Blick bis zur Nachbarinsel Porto Santo. Holzgeländer sichern die steileren Passagen, während kleine Aussichtspunkte zum Innehalten und Staunen einladen.
Am Ende der Strecke wartet ein besonderes Geschenk: die Baía do Sardinha. Dort lädt ein kleiner Steg zu einem Bad im klaren Wasser ein – ein Moment vollkommener Ruhe nach der Weite des Weges.
Schwierigkeit und Tipps für die Wanderung
Der PR8 gilt als mittelschwer, erfordert aber Trittsicherheit und gute Kondition. Einige Passagen sind steil oder windanfällig, besonders auf den Höhenrücken. Schatten ist kaum vorhanden, daher empfiehlt sich ein früher Start am Morgen oder am späten Nachmittag.
Hinweise für Wanderer:
Sonnenschutz, Wasser und eine Kopfbedeckung sind unerlässlich.
Feste Schuhe erleichtern das Gehen auf Schotter und Lavagestein.
Bei starkem Wind oder Regen ist Vorsicht geboten – die Klippen können rutschig werden.
Ein halber Tag reicht aus, um den Weg in Ruhe zu genießen und Fotos zu machen.
Anreise und Startpunkt
Der Ausgangspunkt liegt am Parkplatz Baía d’Abra, erreichbar über die ER109. Von Caniçal sind es nur sieben Minuten, von Funchal etwa 40 Minuten Fahrzeit. Der Parkplatz ist kostenlos, jedoch schnell voll – ein früher Start lohnt sich.
Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Zugang möglich: Der Bus SAM 113 verbindet Funchal mit Baía d’Abra (Fahrpreis etwa 6 Euro hin und zurück). Die Busse verkehren unregelmäßig, daher ist ein Blick auf den Fahrplan ratsam.
Beste Zeit für den Besuch
Die Ponta de São Lourenço lässt sich das ganze Jahr über erwandern. Besonders reizvoll zeigt sich die Landschaft im Frühling, wenn sich die Felsen mit kleinen Wildblumen schmücken. Frühmorgens ist das Licht weich, der Wind oft noch schwach, und die Farben leuchten intensiv.
Im Sommer dagegen brennt die Sonne erbarmungslos auf die Felsen – wer dann unterwegs ist, sollte früh starten und ausreichend Wasser mitnehmen. Der Herbst bringt mildes Wetter und klare Sicht, ideal für Fotografen und Naturbeobachter.
Einkehr und Rast
Nahe dem Strand von Praia do Sardinha befindet sich ein kleines Café mit Toiletten – ein willkommener Halt nach der Wanderung. Hier lässt sich der Blick über das Meer schweifen, während die Sonne langsam hinter den Bergen im Westen versinkt.
Wandertipp: Wandern auf der Halbinsel São Lourenço
Die Wanderung von der Bucht Abra über die Halbinsel São Lourenço ist ein Erlebnis. Der gut markierte Pfad führt an schroffer Felsküste entlang. Die Tour ist ideal für geübte Wanderer. Bei Sonnenschein sollte man Wasser, Sonnenschutz und Kamera dabeihaben.
Weitere Infos: Wanderung São Lourenço auf Madeira – sunhikes.com
Fazit – Ein Naturerlebnis voller Kontraste
Die Ponta de São Lourenço ist ein Ort, an dem die Elemente regieren. Wind, Sonne, Felsen und Meer formen eine Landschaft, die zugleich rau und poetisch wirkt. Zwischen karger Erde und unendlichem Blau entfaltet sich ein Stück Madeira, das purer Naturgewalt gleicht.
Für Wanderer, Fotografen und Naturliebhaber ist dieser Ort ein Muss. Jede Stufe auf dem Wanderweg PR8 erzählt von der Kraft der Insel – und vom Zauber, der entsteht, wenn Stille, Weite und das Rauschen des Atlantiks eins werden.
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