Husedalental bei Kinsarvik: Im Tal der Wasserfälle in Norwegen
Fakten
Tourencharakter
Es beginnt mit einem leisen Grollen, das zwischen den Hängen widerhallt. Der Kinso fällt von der Hochebene der Hardangervidda in vier mächtigen Sprüngen fast 900 Höhenmeter hinab, jeder Wasserfall größer, wilder und überwältigender. Von Kinsarvik, wo Fjordwasser in der Sonne glitzert und Kiefern harzig duften, steigt der Weg entlang des Flusses bergan. Erst sanft, vorbei an bemoosten Felsen und Birken, dann steiler, über Felsstufen und schmale Pfade, bis sich das Rauschen in donnerndem Tosen entlädt.
Der Tveitafossen, der Nyastølfossen, der Nykkjesøyfossen und zuletzt der Søtefossen – jeder ein Schauspiel aus weißem Wasser, Nebel und Regenbogenlicht. Dazwischen stille Gumpen, in denen das Wasser glasklar ruht, und Almwiesen, die wie aus einer anderen Zeit wirken. Vom oberen Plateau schweift der Blick weit ins Husedalen und hinab zum Fjord, wo Meer und Berge ineinander übergehen. Hier spürt man, wie groß und ungezähmt Norwegen sein kann – und wie klein der Mensch darin wirkt.
Die Wanderung durch das Tal der Wasserfälle bei Kinsarvik führt entlang des Flusses Kinso und startet im kleinen Ort Kinsarvik in der Gemeinde Ullensvang, Hordaland, und verläuft zunächst auf einer breiten Schotterpiste entlang des Flusses. Beeindruckende Naturerlebnisse bieten die vier spektakulären Wasserfälle, darunter der tosende Tveitafossen (103 m), der Nyastølfossen (180 m) und der Nykkjesøyfossen (80 m). Der Pfad wird zunehmend steiler und führt durch Kiefernwälder, vorbei an idyllischen Almen, wo man sich erfrischen kann. Am Ende erwartet der imposante Søtefossen. Von hier eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf das Husedalen und den Utnefjord. Die Tour kann bis zur DNT-Selbstversorgerhütte Stavali verlängert werden. Zurück geht es auf dem gleichen Weg oder über die breite Schotterpiste. Eine der schönsten Wanderungen in Norwegen mit spektakulären Wasserfällen und beeindruckender Landschaft.
Höhenprofil
Routenbeschreibung
Durch das Tal der Wasserfälle bei Kinsarvik
Schon am Morgen liegt ein leises Donnern in der Luft. Es ist das ferne Rauschen des Kinso, der sich aus der weiten Hardangervidda seinen Weg hinunter zum Sørfjord bahnt. In nur wenigen Kilometern überwindet er fast 900 Höhenmeter – nicht in Stille, sondern in vier gewaltigen Sprüngen, bei denen sich das Wasser in gleißenden Kaskaden über Felswände stürzt. Jeder dieser Wasserfälle scheint den vorherigen an Kraft und Schönheit zu übertreffen.
Der Ausgangspunkt liegt im kleinen Ort Kinsarvik, wo sich Sørfjord und Eidfjord in einer glitzernden Bucht begegnen. Salzige Meeresluft mischt sich hier mit dem erdigen Duft von Kiefern und feuchtem Moos. Am Ortsrand, oder etwas weiter oben an der Kinsarvik Skytebane, stellt man das Auto ab. Eine schmale Brücke führt über den Vivippo, dessen klares Wasser nur wenige Schritte weiter in den Kinso stürzt.
Von nun an begleitet das Wasser jeden Schritt – mal als fernes Grollen, mal als nahes Tosen. Eine breite Schotterpiste zieht sich sanft bergauf, vorbei an einem Hubschrauberlandeplatz, zwischen Kiefern, Birken und bemoosten Felswänden. Im Rücken blitzt immer wieder der Fjord auf, wie ein tiefblaues Stück Himmel zwischen den Bäumen.
Bald erreicht man das alte Wasserkraftwerk. Hier bricht der Tveitafossen hervor – 103 Meter freier Fall, begleitet von einem feinen Sprühregen, der sich auf Haut und Kleidung legt. Das Dröhnen übertönt alles, selbst den Wind in den Baumwipfeln.
Wer hier dem steilen, schmalen Pfad neben dem Kraftwerk folgt, steigt direkt zum Staubecken auf. In Norwegen weist das rote T den Weg, auch hier. Oben liegt das Wasser still, fast spiegelglatt. Man taucht die Hände hinein, spürt die eisige Kälte und lässt sich vom Duft nasser Steine und harziger Kiefern umwehen.
Der schmale Uferpfad, nur wenige Schritte vom Wasser entfernt, ist ein ständiges Spiel aus Licht und Schatten. Sonnenstrahlen tanzen auf der Strömung, kleine Kiesbänke laden zum Verweilen ein, während wenige Meter weiter die Strömung tosend über glatte Felsstufen bricht.
Bald wird der Weg steiler, Felsstufen ziehen sich den Hang hinauf. Nach knapp viereinhalb Kilometern steht man an einem Aussichtspunkt, wo der Nyastølfossen in die Tiefe rauscht. 180 Meter Wasser, das in silbernen Schleiern fällt und im Aufprall zu feinem Nebel zersprüht. Die Luft ist hier kühl und feucht, das Gesicht glänzt vom Sprühregen.
Weiter oben führt der Pfad durch einen Kiefernwald, dessen Duft im warmen Sonnenlicht intensiver wird. Zwischen den Stämmen erscheint der Nykkjesøyfossen, noch weit entfernt, aber schon hörbar. Dann öffnet sich der Wald zu einer Alm: Nykkjesøy.
Hier verlangsamt der Kinso sein Tempo, sammelt sich in klaren, tiefen Gumpen. Manche waten hinein, das Wasser ist so kalt, dass es den Atem raubt. Zelte stehen verstreut, und am oberen Ende fällt der Nykkjesøyfossen 80 Meter über dunkle Felsen.
Hinter der Alm steigt der Weg erneut an, in engen Serpentinen, begleitet vom immer lauter werdenden Dröhnen des vierten Wasserfalls. Dann tritt man auf ein Felsplateau, wo der Søtefossen seinen letzten Sprung macht – ein gewaltiger Schwall aus weißem Wasser, der in die Tiefe schießt, als wolle er den Himmel mit dem Fjord verbinden.
Hier, am Rand des Plateaus, breitet sich das ganze Husedalen aus. Der Blick reicht bis zum Utnefjord, wo sich Sørfjord und Hardangerfjord wie zwei gewaltige Wasserstraßen vereinen. Dahinter, in kühlem Dunst, erheben sich die schneebedeckten Gipfel des Folgefonn-Nationalparks.
Wer weiterzieht, kann zur Selbstversorgerhütte Stavali aufsteigen. Wer bleibt, steht noch lange am Rand des Wassers, lauscht dem Donnern, atmet die frische, klare Luft – und weiß, dass dieses Tal zu den Orten gehört, die man nie vergisst.
Wetter
























