Die Kirche San Barnárd liegt oberhalb von Monte Carasso im Tessin, unweit des mittelalterlichen Bergdorfs Curzùtt, eingebettet in eine malerische Kulturlandschaft auf rund 600 Metern Höhe. Die Kirche ist umgeben von Kastanienhainen und nur zu Fuß oder per Seilbahn Monte Carasso – Mornera erreichbar.

San Barnárd ist eine der bedeutendsten romanischen Kirchen der Region. Sie wurde zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert erbaut und im 15. Jahrhundert mit eindrucksvollen Fresken ausgeschmückt, die biblische Szenen aus dem Leben Jesu zeigen. Besonders bemerkenswert ist das gut erhaltene Jüngste Gericht an der Apsisrückwand, dass Besuchern einen einzigartigen Einblick in die religiöse Kunst jener Zeit bietet.

Lange Zeit war die Kirche verlassen, bis sie im Rahmen des Projekts der Stiftung Curzùtt – San Barnárd umfassend restauriert und öffentlich zugänglich gemacht wurde. Heute ist San Barnárd nicht nur ein stiller Ort der Besinnung, sondern auch ein wichtiger Teil des kulturhistorischen Wanderwegs zwischen Monte Carasso, Curzùtt und der Ponte Tibetano Carasc.

San Barnárd verbindet auf einzigartige Weise Geschichte, Kunst und Naturerlebnis und ist somit ein unverzichtbarer Teil jeder Entdeckungstour durch die Region. Abseits vom Straßennetz und nur mit der Seilbahn oder zu Fuß über teils unebene Wege erreichbar, war dieses wichtige Denkmal lange Zeit eher unbekannt und wurde von den Tessinerinnen und Tessinern kaum besucht.

Historischer Hintergrund und künstlerische Schätze

Rund um die eindrückliche Kirche, die in den letzten Jahren sorgfältig restauriert wurde, lagen mehrere Weiler, in denen die Bewohner von Monte Carasso bis etwa 1700 dauerhaft ansässig waren. Obwohl schriftliche Belege fehlen, wird angenommen, dass die Kirche im 11. und 12. Jahrhundert errichtet wurde. Im Verlauf der Jahrhunderte erfolgten zwei größere Umbauten:

  • Im 15. Jahrhundert wurde die Fläche der Kirche verdoppelt, ein Bogengang und ein Glockenturm hinzugefügt.
  • Im 16. Jahrhundert entstand die Kapelle San Nicola, die Apsis wurde verändert und die Sakristei gebaut.

Die ältesten Fresken stammen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts und zeigen unter anderem die „Madonna del Latte“ und „San Cristoforo“. An der Nordwand finden sich Gemälde aus dem Jahr 1427, darunter „Allegoria dei mesi“, „Adorazione dei Magi“, „Crocifissione“ und „Gruppo di Santi“. Nach der Erweiterung im 15. Jahrhundert wurden die neuen Wände mit Fresken von Cristoforo und Nicolao da Seregno bemalt, zwei Künstlern aus der Brianza-Region, die im Tessin wirkten. Das „Letzte Abendmahl“ ist ein Werk von Cristoforo. Die Malereien in der Kapelle und der Apsis stammen vom Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts.

Die Kirche wurde vermutlich erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts geweiht, da Barnárd da Chiaravalle 1153 starb und 1174 heiliggesprochen wurde. Ursprünglich war San Barnárd ein kleines romanisches Oratorium mit einem Schiff und einer halbrunden Apsis, die durch ein Holzgitter getrennt waren. Nach der Erweiterung im 15. Jahrhundert erhielt die Kirche ihre heutige Größe und Form.

Heute bietet San Barnárd nicht nur einen Einblick in die reiche Geschichte und Kunst der Region, sondern auch einen beeindruckenden Ausblick auf die umliegende Landschaft. 

Anreise

Die Kirche ist nur zu Fuß erreichbar. Der einfachste Weg führt über die Seilbahn Monte Carasso – Mornera zur Mittelstation Curzùtt. Von dort ist es ein gut ausgebauter, rund 15-minütiger Spaziergang zur Kirche. Die Strecke ist einfach zu gehen, familienfreundlich und gut ausgeschildert. Alternativ gelangt man auch über Wanderwege von Monte Carasso oder Sementina zur Kirche – zum Beispiel als Teil der beliebten Rundwanderung zur Ponte Tibetano Carasc.

Ein Beitrag von
Sunhikes
Redaktions-Team