In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Heiligenberg als „germanischer Kultplatz” betrachtet. Um die damalige Blut-und-Boden-Mystik zu stützen, schuf der Reichsarbeitsdienst mit Unterstützung Heidelberger Studenten in einer Bauzeit von zwölf Monaten die sogenannte „Thingstätte auf dem Heiligenberg“.

Bei der architektonischen Gestaltung diente das germanische „Thing“, ein Volksversammlungsplatz im Freien, als Vorbild. Die Anlage verfügt über 8.000 Sitz- und ca. 5.000 Stehplätze. Die beiden Flaggentürme sollten für eine gute Beleuchtung und Akustik sorgen. Einen hohen Stellenwert hatten auch die breiten Aufmarschwege für Chor, Spieler und Zuschauer. Die Anlage galt in NS-Führungskreisen als vorbildlich.

Am 22. Juni 1935 nahm der Propagandaminister Joseph Goebbels im Rahmen einer Sonnwendfeier persönlich die Einweihung dieser Freilichtanlage für NS-Veranstaltungen vor. Dabei rühmte er die Thingstätte als Stätte des „steingewordenen Nationalsozialismus”. Zur Einweihungsfeier kamen 20.000 Menschen, eine Zahl, die bei späteren Veranstaltungen nie mehr erreicht wurde. Nach 1936 wurde die „Thingbewegung” als Propagandainstrument allmählich durch Film und Rundfunk (Volksempfänger) ersetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg versank die Anlage wegen ihres Ursprungs zunächst im „Dornröschenschlaf“. Erst seit 1987 wird die Thingstätte wieder gelegentlich für Veranstaltungen genutzt, beispielsweise für klassische Konzerte.