Mitten im geografischen Herzen Andalusiens erhebt sich der Picacho de Cabra – ein 1.217 Meter hoher Gipfel in den Sierras Subbéticas, der als einer der spektakulärsten Aussichtspunkte Südspaniens und als Wahrzeichen der Karstlandschaft Andalusien gilt. Wer hierher kommt, erlebt eine faszinierende Symphonie aus Geologie, Geschichte und grandiosen Panoramen. 

Der Picacho de Cabra, auch als „Balkon Andalusiens“ berühmt, ist Teil des Naturparks Sierras Subbéticas und der zweithöchste Gipfel des lokalen Massivs. Einst als eines der ersten Naturschutzgebiete Spaniens 1927 ausgezeichnet, zieht dieser kalksteinreiche Himmelsbalkon bis heute Wanderer, Naturbegeisterte und Geologen gleichermaßen an. Von seinem Gipfel schweift der Blick weit – an klaren Tagen über fünf andalusische Provinzen, zu den Höhenzügen der Sierra Morena, bis ins fruchtbare Guadalquivir-Becken und zur Cordillera Bética

Das Besondere am Picacho de Cabra liegt in seiner Geologie: Der Gipfel entstand durch die Überschiebung tektonischer Platten und ist eindrucksvolles Beispiel für das Zusammenspiel von Kalkablagerungen, Erdverschiebung und Erosion. Die berühmten Karstformationen – insbesondere das Lapiaz de los Lanchares – weisen bizarre, zerklüftete Oberflächen auf, wie sie für Kalkstein- und Karstgebiete typisch sind. Die Polje von La Nava, eine weite, flache Ebene mit periodischem Wasserstand, breitet sich nahe des Gipfels aus und ist Beweis für die unvergleichliche Geodiversität Andalusiens

Auf dem Gipfel thront die Kapelle Virgen de la Sierra, die Schutzpatronin von Cabra. Seit Jahrhunderten ist die Kapelle Ziel für Pilger und ein Symbol spiritueller Verbundenheit der Region – besonders zur Zeit der großen Romerías und Feste. Ein weiterer Höhepunkt am Picacho ist die beeindruckende Sima de Cabra: Diese 116 Meter tiefe und etwa 20 Meter breite Karstschlucht am Fuß des Picacho wird sogar in Don Quijote von Cervantes erwähnt und fasziniert durch ihre mächtige Geometrie sowie als Naturmonument. 

Der Picacho ist integraler Bestandteil der Ammonitenroute Subbética, die Besucher zu den wichtigsten geologischen Sehenswürdigkeiten des UNESCO Geopark Subbética führt. Die Gebirgskette, 3.000 Hektar groß, zeigt türkisgraue Kalkmassive, tiefe Täler mit Detritus- und Vulkanschutt und Zeugen einer Erdgeschichte, die über 200 Millionen Jahre zurückreicht. An den Hängen der Sierra de Cabra nisten heute Gänsegeier, seltene Schwarzkehlchen und es bieten sich spektakuläre Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung. 

Wanderfreunde erreichen den Picacho de Cabra über die Regionalstraße A-339 – der markierte Weg CO-6212 schlängelt sich über sieben Kilometer vom 700 Meter-Niveau sanft, aber stetig bergauf bis zum Gipfel. Unterwegs begegnet man den charakteristischen Kalksteinfelsen, seltenen Pflanzen und Fernsichten, die zu den schönsten der Region zählen. Am Picacho kreuzen sich zudem die Wege zum Polje von La Nava und weiter zu anderen Karstwundern der Subbética. 

So öffnet sich am Picacho de Cabra ein geologisches Bilderbuch: Kalkfelsen, wie Seiten einer alten Chronik aufgeschlagen, erzählen von der Geburt und Wandlung Andalusiens. Hier wird Wandern zu einem Ausflug durch Millionen Jahre Erdgeschichte, gepaart mit dem friedvollen Blick von einem echten europäischen Naturwunder.

Ein Beitrag von
Sunhikes
Redaktions-Team