Wandern vom Picacho de Cabra nach Zuheros – durch die Schlucht des Río Bailón in den Sierras Subbéticas
Tourencharakter
Man steht in einer Landschaft, die von Wasser, Zeit und Stein geformt wurde – im Naturpark Sierras Subbéticas in der Provinz Córdoba, einem der faszinierendsten Geoparks Andalusiens.
Die geheimnisvolle Karstwelt Andalusiens
Hier hat die Natur über Jahrtausende ein stilles Meisterwerk geschaffen: eine Karstlandschaft, in der sich die Kräfte der Erde in unzähligen Formen zeigen.
An der Oberfläche öffnen sich weite Poljen, runde Dolinen und bizarre Kalksteinpflaster, während in der Tiefe Höhlen, Schluchten und verborgene unterirdische Flüsse verlaufen. Jeder Schritt offenbart ein Stück geologischer Geschichte, eingraviert in Kalk und Zeit.
Ermita de la Virgen de la Sierra – der »Balkon Andalusiens« über Cabra
Man erreicht die Ermita de la Virgen de la Sierra, das Santuario de Nuestra Señora de la Sierra, auf 1.217 Metern Höhe – einen Ort, an dem Himmel und Erde sich beinahe berühren.
Hier, auf dem Gipfel des Picacho de Cabra, spürt man, warum dieser Ort den Namen »Balcón de Andalucía« trägt. Der Blick öffnet sich weit über das Land: über die sanften Linien der Sierra Morena, das fruchtbare Guadalquivir-Tal und die fernen Höhen der Betischen Gebirge.
Es ist ein Platz der Stille und Weite, ein Ort, an dem man die Seele Andalusiens atmen hört. Die kleine Kapelle von Cabra, barock und erhaben zugleich, bewahrt die Statue der Virgen de la Sierra, Schutzpatronin der Stadt – und mit ihr die tiefe spirituelle Verbindung der Menschen zu dieser Landschaft.
Auf dem Weg durch Andalusiens geologische Wunder – vom Picacho nach Zuheros
Von der Ermita de la Virgen de la Sierra aus beginnt eine der eindrucksvollsten Wanderrouten in Andalusien: Der Weg folgt dem Fluss Bailón von seiner Quelle bis in die Schlucht, die er über Jahrtausende geformt hat.
Man durchquert dabei zwei karstische Landschaften von besonderer Schönheit – das Polje de la Nava bei Cabra und die Schlucht des Río Bailón, zwei geologische Juwelen, in denen sich die Natur in ihrer ursprünglichsten Form zeigt.
UNESCO-Geopark Sierras Subbéticas – Naturerbe von europäischem Rang
Die Vielfalt und wissenschaftliche Bedeutung dieser Formationen führte dazu, dass der Naturpark Sierras Subbéticas im Jahr 2006 den Status eines UNESCO Global Geoparks erhielt – als Anerkennung seiner geologischen, landschaftlichen und kulturellen Einzigartigkeit. Er ist heute einer der bedeutendsten Naturparks Andalusiens, ein Schutzgebiet, in dem sich Biodiversität, Geologie und Geschichte zu einem harmonischen Ganzen verweben.
Die Wanderroute Picacho – Río Bailón – Zuheros
Die Wanderung vom Picacho de Cabra durch die Schlucht des Río Bailón bis ins weiße Dorf Zuheros umfasst rund 17 Kilometer. Sie führt durch das Herz des Naturparks Sierras Subbéticas, vorbei an geologischen Formationen, Quellbächen und uralten Steineichenwäldern.
Die Strecke ist anspruchsvoll, doch wer sie geht, erlebt eines der eindrucksvollsten Naturerlebnisse in Andalusien – eine Symphonie aus Stein, Licht und Wind.
Höhenprofil
Routenbeschreibung
Beginn der Wanderung am Picacho de la Sierra de Cabra
Man steht am Picacho de la Sierra de Cabra (1.217 m), dort, wo Andalusien seine ganze Weite atmet. Noch bevor man sich auf den Wanderweg begibt, lohnt sich der Abstecher zur Ermita de la Virgen de la Sierra, die wie ein stiller Wächter auf dem Gipfel thront – der »Balkon Andalusiens«.
Von hier schweift der Blick weit über die Landschaften Andalusiens: das alte Massiv der Sierra Morena, das endlose Guadalquivir-Becken und die mächtigen Betischen Gebirge, zu denen die Sierras Subbéticas gehören.
An der Kapelle Virgen de la Sierra de Cabra beginnt die Wanderroute. Man passiert den trigonometrischen Punkt auf 1.217 Metern Höhe und steigt auf einem Pfad durch den Wald hinab ins Tal. Nach rund 800 Metern erreicht man die Straße, folgt ihr nach links bergab und biegt nach weiteren 750 Metern erneut links ab – hinein ins Herz der andalusischen Berge.
Abstieg ins Polje de la Nava – eine mystische Hochebene
Nach etwa 600 Metern verlässt man die Piste auf einem schmalen Pfad. Bald öffnet sich das Tal – und man betritt das Polje de la Nava, eine weite, geheimnisvolle Ebene auf fast tausend Metern Höhe.
Hier, wo im Frühling Quellen sprudeln und alte Tränken im Licht glänzen, spürt man die stille Kraft der Sierras Subbéticas. Seit Jahrtausenden treiben Hirten hier ihre Ziegen- und Schafherden – ihre Milch wird zu feinem, handwerklich hergestelltem Käse verarbeitet. Zwischen den Feldern stehen mächtige Gall-Eichen, deren Schatten Geschichten aus längst vergangenen Zeiten erzählen.
Zwischen Gall-Eichen und den Chorreras-Wasserfällen
Man wandert weiter durch das Gebiet El Registro, wo im Herbst die Gall-Eichen in goldenem Glanz erstrahlen. Zur Linken rauscht der Fluss Bailón unter einer kleinen Brücke hindurch.
Folgt man dem murmelnden Wasser, erreicht man den Fuenseca-Bach – und steht bald vor den Chorreras-Wasserfällen. Hier hat die Geologie Andalusiens Spuren hinterlassen: alte Verwerfungen teilen das Tal in verschiedene Höhenstufen, mit Navazuelo als höchstem Punkt.
Durch Steineichenwälder und geologische Wunder
Zurück auf dem Hauptweg taucht man ein in einen Steineichenwald, dicht und schattig, eingerahmt von den Hügeln Chaparral und Zapateros, die den Rand des Polje de la Nava markieren.
Nahe dem Cortijo Pedro Rebolla öffnet sich eine Lichtung – eine uralte Paläodoline, geformt aus Kalkstein, der sich einst aus einem urzeitlichen Meer erhob. Eine Infotafel erzählt von der geologischen Geschichte dieser Landschaft.
Ganz in der Nähe sprudelt die Quelle Fuenfría – ein idealer Ort, um innezuhalten, frisches Quellwasser zu trinken und den Flug der Gänsegeier, Habichtsadler oder Wanderfalken zu beobachten.
In die Schlucht des Río Bailón
Der Pfad führt weiter nach Norden. Hinter dem Cortijo de la Fuenfría wird der Weg schmaler, stiller, umgeben von Moos und dem Duft der Erde. Dann öffnet sich plötzlich das Gelände – und man steht am Rand der Schlucht des Río Bailón.
Hier hat das Wasser über Jahrtausende eine beeindruckende Canyon-Landschaft geschaffen, deren Felswände das Sonnenlicht in tausend Farben brechen. Zwischen ihnen liegt die Cueva del Fraile, eine geheimnisvolle Höhle, benannt nach einem Felsen, der an die Silhouette eines Mönchs erinnert.
Man folgt dem Flusslauf des Río Bailón, vorbei an Tamarisken, Weißdorn, Feigenbäumen, Brombeersträuchern und kleinen Wasserfällen. Mehrfach überquert man den Fluss, bis sich das Tal öffnet – und zwischen den Felsen das weiße Dorf Zuheros erscheint, gekrönt von seiner Burg, die wie ein Wächter über die Schlucht blickt.
Ziel der Wanderung: Das weiße Dorf Zuheros
Nachdem man die letzten Felsen passiert hat, führt der Weg hinab nach Zuheros, eines der schönsten weißen Dörfer Andalusiens. Von hier aus bietet sich ein letzter, grandioser Panoramablick über das Naturparadies der Sierras Subbéticas.
Hinweise + Tipps
WICHTIG: Für die Wanderung eine offizielle Genehmigung erforderlich. Diese ist kostenlos und kann online beantragt werden.
TIPP: Wer Zeit hat, sollte den nächsten Tag der Cueva de los Murciélagos widmen – einer der faszinierendsten Höhlen Andalusiens. Nur wenige Kilometer entfernt liegt dieses seit 2001 als Naturdenkmal geschützte Wunder aus Stalaktiten, Stalagmiten und prähistorischer Höhlenkunst. Die Höhle zählt zu den bedeutendsten neolithischen Fundstätten Andalusiens – ein Ort, an dem Geschichte, Geologie und Natur eins werden.
Wetter