Das historische Hauptgebäude der im Jahr 1386 gegründeten Universität Heidelberg wird als »Domus Wilhelmiana« bezeichnet, zu Ehren von Kurfürst Johann Wilhelm, unter dessen Herrschaft das Gebäude errichtet wurde. Um das Jahr 1700 entstand der Bedarf für einen Neubau, da im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs alle vorherigen Universitätsgebäude zerstört worden waren.
Geschichte und Bau
Der direkte Vorgänger des heutigen Alten Hauptgebäude war das Collegium Casimiranum, das 1591 unter Kurfürst Johann Casimir erbaut worden war. Eine Gedenktafel im Treppenhaus der Alten Universität erinnert an diesen früheren Bau und dessen Bedeutung für die akademische Geschichte Heidelbergs.
Die finanziellen Mittel für den Bau des neuen Alten Universitätsgebäudes verzögerten sich, sodass der Grundstein erst am 24. Juni 1712 gelegt werden konnte. Für die Bauarbeiten wurde der Architekt Johann Adam Breuning engagiert, der das Gebäude im barocken Stil entwarf. Der Leitspruch »Semper apertus« – »stets offen soll hier das Buch der Lehre sein« empfängt Besucher im Foyer der Alten Universität und spiegelt das Engagement für Bildung und Wissenschaft wider, das bis heute von der Universität getragen wird.
Universitätsmuseum und Alte Aula
Im Erdgeschoss der Alten Universität finden Besucher das Universitätsmuseum, das eine ständige Ausstellung zur Geschichte der ältesten Universität Deutschlands bietet und darüber hinaus verschiedene wechselnde Ausstellungen zeigt. Hier wird die reiche akademische Tradition Heidelbergs greifbar und zeigt die Entwicklung der Universität über die Jahrhunderte.
Im ersten Obergeschoss befindet sich die besonders eindrucksvolle »Alte Aula« der Universität, die anlässlich des Universitätsjubiläums 1886 einen neuen, prunkvollen Innenraum erhielt.
Die Aula besticht durch ihre historische Ausstattung: In der Mitte der Stirnwand thront eine Büste des Großherzogs Friedrich von Baden, dem eine zentrale Rolle in der Förderung der Universität zukam. Links von der Büste befindet sich ein Portrait von Kurfürst Ruprecht I., dem Begründer der Universität Heidelberg, und rechts davon sehen wir das Portrait des Markgrafen Karl Friedrich von Baden, der die Universität besonders unterstützte, als Heidelberg ab dem 19. Jahrhundert zu Baden gehörte. Diese beiden bedeutenden Persönlichkeiten gaben der Universität ihren Namen: Ruprecht-Karls-Universität (lateinisch Ruperto-Carola).
Ein eindrucksvolles Bild, das den Einzug der Pallas Athene, der Göttin der Weisheit, in Heidelberg darstellt, zieht die Blicke in der Aula auf sich. Die weithin erkennbare schwarz-weiß-rote Fahne des Deutschen Reiches symbolisiert zusätzlich die hohe Bedeutung und den Einfluss, den die Universität Heidelberg für Deutschland hatte und weiterhin hat.
Öffnungszeiten & Eintritt
Museum (April–Oktober): Di–So, 10:00–18:00 Uhr
Museum (Nov.–Mrz.): Di.–Sa., 10:00–16:00 Uhr
Montag geschlossen. Letzter Einlass: 45 Minuten vor Schließung
Eintrittspreis
Kombi-Ticket: Museum + Karzer (+ Aula, sofern keine Veranstaltung)
Ein Einzel-Karzer-Ticket ist erhältlich, wenn das Museum geschlossen ist.
Eintritt
Kombiticket „Unimuseum, Sonderausstellung, Karzer“
Erwachsene 6,00 EUR
Ermäßigte 4,50 EUR
Sonderticket „Karzer“ (gilt nur, wenn das Universitätsmuseum geschlossen und somit kein Kombiticket erhältlich ist)
Erwachsene 4,00 EUR
Ermäßigte 3,50 EUR
Audioguides in Deutsch und Englisch stehen am Eingang oder vorab digital kostenlos zur Verfügung.
Geschichte der Universität Heidelberg: Von der Gründung bis zur Gegenwart
Die Universität Heidelberg, gegründet 1386 durch Kurfürst Ruprecht I., ist die älteste Universität Deutschlands und hat eine bewegte Geschichte, die geprägt ist von Tradition, Wissenschaft und sozialen Umwälzungen.
Gründung und frühe Jahre
Das Gründungsjahr 1386 markiert den Beginn einer akademischen Tradition, die bis heute fortbesteht. Ein Jahr zuvor hatte Kurfürst Ruprecht I. die Erlaubnis zur Errichtung einer Universität von Papst Urban VI. erhalten. Bereits im ersten Jahr nachdem die Universität ihre Pforten eröffnet hatte, begannen 500 Studenten ihr Studium. Hintergrund und Gestalt der frühen Universität waren jedoch bescheiden: Es gab kein eigenes Gebäude mit Lehrsälen, und die Veranstaltungen fanden oft in den Wohnungen der Dozenten oder an verschiedenen Orten in der Stadt statt.
Die ersten Gebäude der Universität entstanden etwa zehn Jahre nach der Gründung, und eine bemerkenswerte Tradition war die öffentliche Lesung der Universitätsverfassung am 1. November in der Heiliggeistkirche, bei der den Studenten und Lehrenden Freizügigkeiten und Zoll- und Steuerfreiheit zugesichert wurden.
Kriegszeiten und Neugründung
Die Universität erlitt im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Rückschläge, insbesondere während des Dreißigjährigen Krieges und des Pfälzischen Erbfolgekriegs, was zu einem massiven Rückgang des Hochschulbetriebs führte. 1805 kam es zur Neugründung der Universität durch Markgraf Karl Friedrich von Baden, der eine neue Ära einleitete. In Anerkennung ihrer Gründer wurde die Universität unter dem Namen "Ruperto Carola" bekannt.
Bedeutende Persönlichkeiten und intellektuelle Blüte
Im Laufe der Zeit prägten viele bedeutende Persönlichkeiten die Geschichte der »Ruperto Carola«. Zu den herausragenden Geistern zählen der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der Chemiker Robert Bunsen, der Physiker Hermann von Helmholtz, der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Max Weber sowie der Philosoph Karl Jaspers.
Besonders während der Weimarer Republik entwickelte sich Heidelberg zu einer Hochburg des demokratischen Geistes, als zahlreiche prominente Professoren wie Karl Jaspers und Gustav Radbruch an der Universität lehrten. Die Widmung »Dem lebendigen Geist« von Friedrich Gundolf wurde zum Symbol für die Offenheit und den intellektuellen Diskurs dieser Zeit.
Schatten der Vergangenheit: Nationalsozialismus
Die dunklen Jahre des Nationalsozialismus führten jedoch zu einem massiven Verlust an akademischer Freiheit. Viele Dozenten wurden entlassen oder emigrierten, während andere dem Regime nahestanden. Das einstige Motto »Dem lebendigen Geist« wurde durch »Dem deutschen Geist« ersetzt, und die Athena, symbolisch für Wissen und Weisheit, wurde durch den Adler des Dritten Reiches ersetzt. Diese Entwicklungen führten dazu, dass die Universität als braune Universität verrufen war.
Geistige Erneuerung nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Universität äußerlich unversehrt, doch ihr intellektuelles Leben benötigte eine grundlegende Erneuerung. Unter der Führung von Karl Jaspers wurde eine neue Satzung erarbeitet, in der sich die Universität zur Dienstleistung "dem lebendigen Geist der Wahrheit, Gerechtigkeit und Humanität" verpflichtete. Der Chirurg Karl Heinrich Bauer wurde der erste Rektor der Nachkriegszeit und leitete die Wiederbelebung der Universität.
Die Universität in der jüngeren Vergangenheit
In den 1960er Jahren begann die Universität zudem mit der Auslagerung einiger ihrer Einrichtungen in das Neuenheimer Feld, was eine weitere Modernisierung und Anpassung an die Bedürfnisse der Zeit darstellte. Diese Entwicklung symbolisiert den fortwährenden Wandel der Universität Heidelberg, die sich sowohl ihrer historischen Wurzeln als auch den Herausforderungen der Zukunft stellt.