Die städtische »Zehntscheuer«, besser bekannt als die Heuscheuer, ist ein faszinierender Ort, der an die bewegte Geschichte Heidelbergs erinnert. Hier an der Stelle des ehemaligen »Mantelturms«, der einst als Frauengefängnis diente und von den Einheimischen als »Käfig« bezeichnet wurde, erzählt jedes Mauerwerk von vergangenen Zeiten. Nach der Zerstörung Heidelbergs im Jahr 1693 wurde die Heuscheuer mit einem barocken Krüppelwalmdach neu errichtet. 

Ursprünglich diente sie bis 1824 zur Aufbewahrung von Heu für den benachbarten Marstall und war gleichzeitig ein städtisches Lagerhaus für die Naturalsteuern, die die Stadt erhob. Diese Steuern waren nicht nur eine Abgabe, sondern auch eine bedeutende Nahrungsmittelreserve, die in Krisenzeiten unabdingbar war. In unmittelbarer Nähe befand sich die »Pfistermühle«, die für die Verarbeitung der Getreidevorräte zuständig war und somit eine zentrale Rolle in der Nahrungsmittelversorgung Heidelbergs spielte. Die Heuscheuer ist nicht nur ein architektonisches Zeugnis, sondern auch ein Symbol für den Überlebenswillen der Stadt und ihrer Bewohner.

Die Heuscheuer: Ein Fenster zur Geschichte Heidelbergs

Die Heuscheuer, ein beeindruckendes Beispiel für die gelungene Integration historischer Gebäude in das moderne Stadtbild Heidelbergs, lädt dich ein, auf eine spannende Zeitreise zu gehen. Bei den Renovierungen im Jahr 1963 entdeckten Arbeiter Aufgänge zu ehemaligen Wehrtürmen, die Teil der alten Stadtbefestigung waren. Heute kannst du einen dieser geheimnisvollen Aufgänge besichtigen und einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Stadtverteidigung erhalten. Doch die Heuscheuer bietet noch mehr: Die Abgüsse eines römischen Grabmals aus dem 3. Jahrhundert zeugen von der langen und bewegten Geschichte der Region und der einstigen römischen Präsenz.

Die vielseitige Nutzung der Heuscheuer – vom Gefängnis über die Lagerung von Nahrungsmitteln bis hin zur heutigen Bildungsstätte – macht sie zu einem bedeutenden Zeitzeugen Heidelbergs. Ein Besuch hier ist nicht nur lehrreich, sondern auch ein Erlebnis, das die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart lebendig werden lässt.