Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz – Barockes Kleinod im Tal der Kalten Lüder
Bei einem Spaziergang durch stille Wälder folgt man dem Lauf der Kalten Lüder und gelangt schließlich in ein verborgenes Tal, in dem die Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz thront. Umgeben von Natur, Geschichte und Legenden wirkt die barocke Kapelle wie ein Tor zwischen Himmel und Erde. Hier, unweit von Kleinlüder in Hessen, begegnet man einem Ort, der Pilger und Reisende seit Jahrhunderten anzieht – ein Kleinod entlang der Bonifatius-Route, das Glauben und Geschichte auf einzigartige Weise verbindet.
Lage der Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz – Ein Ort der Stille
Eingebettet in den „Gieseler Forst“ liegt die Kirche unterhalb des Naturschutzgebiets Himmelsberg. Wer den Weg hierher findet, entdeckt ein Bauwerk, das an einer alten Kreuzung historischer Handelswege entstanden ist. Der Platz ist reich an Symbolkraft: Es war hier, so berichtet die Überlieferung, dass der Leichenzug des heiligen Bonifatius im Jahr 754 zum letzten Mal rastete. Heute erreicht man die Kirche leicht über die Landesstraße L 3139 oder wandernd und radelnd über die Bonifatius-Route.
Geschichte der Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz – Von der Guntherskirche zum barocken Heiligtum
Schon im Mittelalter stand an dieser Stelle eine Kapelle, die den Namen „Guntherskirche“ trug. Urkunden aus dem 14. Jahrhundert berichten von ihrem Neubau durch Benediktinermönche, und über Jahrhunderte blieb der Ort Ziel von Pilgern.
Im Jahr 1692 begann unter Propst Adalbert von Schleifras der Neubau der heutigen Kirche. Nach vier Jahren Bauzeit wurde die Kapelle 1696 eingeweiht – ein frühes Beispiel barocker Architektur im Fuldaer Land. Geplant wurde sie vermutlich von dem Franziskanerbruder Antonius Peyer. Schon bald erlebte Kleinheiligkreuz eine Blütezeit als Wallfahrtsort: besonders zu den Kreuzfesten am 3. Mai und 14. September kamen Gläubige aus den umliegenden Dörfern, um hier Andacht zu halten.
Doch nicht immer war die Zukunft der Kirche gesichert: Mit der Säkularisation im Jahr 1805 drohte der Abriss, das Inventar wurde verkauft, und die Wallfahrten erloschen. Erst im 19. und 20. Jahrhundert fanden Restaurierungen statt, die die Kirche wieder zu einem lebendigen Ort des Glaubens machten. Seit der erneuten Weihe im Jahr 1913 dient sie wieder als Wallfahrtskirche und wird heute von der Pfarrei St. Johannes der Täufer in Kleinlüder betreut.
Architektur der Kirche – Barock in schlichter Eleganz
Betritt man das Kirchenschiff, erahnt man die Anfänge des toskanischen Barock im Fuldaer Land. Besonders eindrucksvoll ist die geschwungene Empore, die auf vier Säulen ruht – ein Element, das der Kapelle ihre besondere Leichtigkeit verleiht.
Über den Eingangsportalen wie auch im Chorraum zeugen Wappensteine noch heute vom Neubau im 17. Jahrhundert. Im Inneren birgt die Kirche kunstvolle Altäre, die im Laufe der Jahrhunderte ergänzt, übertragen und restauriert wurden. Ein barocker Hochaltar aus der Kirche St. Peter und Paul in Wirtheim schmückt seit 1970 den Raum, dazu harmonieren neue Elemente wie die Wabenverglasung aus Antikglas.
Die Bonifatiusbuche – Baum der Erinnerung
Hinter der Kirche stand über drei Jahrhunderte die berühmte Bonifatiusbuche, gepflanzt um 1670 am Ort des letzten Rastplatzes des heiligen Bonifatius. Sie wurde im Sturm „Daria“ im Jahr 1990 zerstört, doch eine neue Buche wurde 1992 gepflanzt – als Zeichen, dass Glaube und Erinnerung weiterleben.
Vor ihr erhebt sich ein steinernes Hochkreuz von 1815, dessen Inschrift von der Sehnsucht nach Ruhe und göttlicher Nähe erzählt. So wird die Natur rund um die Wallfahrtskirche selbst Teil des spirituellen Erbes.
Wallfahrten und Bedeutung bis heute
Auch heute zieht es Pilger und Besucher zur Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz. Jährlich finden Andachten, Gottesdienste und die traditionellen Kreuzfeste statt. Neben der spirituellen Bedeutung ist die Kapelle auch für kulturhistorisch Interessierte ein lohnendes Ziel – als frühes barockes Bauwerk im Bistum Fulda, als Ort mit enger Verbindung zum heiligen Bonifatius und als Station an der Bonifatius-Route.
Fazit – Ein Ort, an dem Geschichte lebendig bleibt
Es ist ein stiller, aber kraftvoller Ort, an dem die Jahrhunderte greifbar werden und an dem die Natur ebenso spricht wie die Steine. Ein Ziel für Pilger, Wanderer und alle, die einen besonderen Platz der Stille am Rande des Vogelsbergs suchen.
Wetter
