Abseits der Samaria-Schlucht: Wandern durch die Imbros-Schlucht 

Man wandert durch die Imbros-Schlucht und spürt sofort die Ruhe, die zwischen ihren hohen Felswänden liegt. Mit rund acht Kilometern Länge ist sie zwar nur halb so lang wie die berühmte Samaria-Schlucht, doch ihre Schönheit steht der großen Schwester in nichts nach. Wer den Massen entkommen will, findet hier ein stilles Naturerlebnis. Der Weg führt vom Bergdorf Imbros bergab nach Komitades an die Südküste – ein Abenteuer, das in zweieinhalb Stunden zu bewältigen ist. 

Eine Kulisse aus Stein und Grün: Natur in der Imbros-Schlucht 

Links und rechts erheben sich Felswände, bis zu hundert Meter hoch. Zypressen, Steineichen und Feigenbäume säumen den Pfad. Die Vegetation verändert sich mit jeder Kurve, bis die Schlucht an ihrer schmalsten Stelle nur noch zwei Meter misst. Wer hier hindurchgeht, fühlt sich klein im Angesicht der gewaltigen Natur. Am Ende der Tour warten Tavernen und Busse oder Taxis, die einen bequem zurückbringen. 

Imbros-Schlucht: Fakten, Zahlen und Geschichte 

Die Imbros-Schlucht (griechisch: Φαράγγι Ίμπρου) zählt zu den beliebtesten Schluchtenwanderungen auf Kreta. Der Weg beginnt bei rund 700 Metern Seehöhe im Dorf Imbros an der Straße nach Chora Sfakion und endet bei Komitades am Libyschen Meer. Auf der rund 7–8 Kilometer langen Strecke überwindet man etwa 570 Höhenmeter. 

Besonders eindrucksvoll: die engsten Passagen mit nur 1,60 Metern Breite und die sich auftürmenden Felswände. Ein ständiges Spiel aus Licht, Schatten und Stein begleitet den Wanderer, bis sich am Ende die Schlucht weitet und der Blick über das glitzernde Libysche Meer schweift. 

Ganzjährig begehbar: Die Imbros-Schlucht als Winteralternative 

Viele Schluchten auf Kreta sind nur im Sommer zugänglich – nicht so die Imbros-Schlucht. Auch im Winter kann man sie begehen, sofern keine starken Regenfälle die Wege unpassierbar machen. Das macht sie zu einer idealen Alternative, wenn die Samaria-Schlucht noch geschlossen ist. 

Warum die Imbros-Schlucht so beliebt ist 

  • Leichter Schwierigkeitsgrad: Rund 8 Kilometer, 600 Höhenmeter bergab – gut machbar, auch mit Kindern. 

  • Halbtages-Tour: Etwa zweieinhalb Stunden reine Gehzeit. 

  • Bequeme Anreise: Direkt mit dem Auto erreichbar, kein Boot für den Rückweg notwendig. 

  • Spektakuläre Passagen: Enge Schluchtabschnitte, die der Samaria-Schlucht in nichts nachstehen. 

  • Ganzjährig geöffnet: Besonders reizvoll im Frühling, wenn die Natur blüht und die Samaria-Schlucht noch geschlossen bleibt. 

Namensherkunft und Legenden rund um die Imbros-Schlucht 

Der Legende nach wurde die Schlucht nach zwei Brüdern benannt, die von der Insel Imvros nach Kreta verbannt wurden und hier das Dorf Imbros gründeten. Doch nicht nur Mythen ranken sich um diesen Ort – die Schlucht war über Jahrhunderte hinweg eine wichtige Lebensader. 

Bevor die heutige Straße nach Chora Sfakion gebaut wurde, war die Imbros-Schlucht der einzige Verkehrsweg von Nord- nach Südkreta. Noch immer sind Reste des alten Maultierpfades sichtbar, über den Händler, Bauern und Hirten einst zogen. 

Die Imbros-Schlucht als Ort der Geschichte 

Die Schlucht war nicht nur Handelsweg, sondern auch Zufluchtsort in schweren Zeiten. Eine Gedenktafel erinnert an die Ermordung von Sfakioten während der osmanischen Besatzung. 

Besonders bewegend ist die Rolle der Schlucht im Zweiten Weltkrieg: Im Mai 1941 flohen rund 20.000 alliierte Soldaten – Neuseeländer, Australier und Briten – durch die Imbros-Schlucht zur Südküste. Von dort wurden sie nach Ägypten evakuiert. Rund 13.000 schafften es auf ein Schiff, andere wurden gefangen genommen oder versteckten sich in den Bergen. 

Für viele Nachfahren dieser Soldaten ist die Wanderung heute eine Art Pilgerreise. In Chora Sfakion erinnert ein Denkmal an die Ereignisse jener Tage. 

Fazit: Imbros-Schlucht – Wanderung zwischen Natur und Geschichte 

Die Imbros-Schlucht-Wanderung verbindet Naturerlebnis, historische Bedeutung und eine Portion Abenteuer. Wer durch diese enge, wildromantische Schlucht geht, erlebt die raue Schönheit Kretas auf besonders eindrückliche Weise. Nicht zu lang, nicht zu schwer – aber voller Bilder, die im Gedächtnis bleiben. 

Ein Beitrag von
Sunhikes
Redaktions-Team