Wer die Alte Mainbrücke in Würzburg betritt, spürt sofort, wie Geschichte und Gegenwart ineinanderfließen. Zwischen barocken Heiligenfiguren öffnet sich der Blick auf den Main, die Türme der Würzburger Altstadt und die mächtige Festung Marienberg. Seit Jahrhunderten ist die steinerne Brücke Wahrzeichen, Begegnungsort und lebendige Kulisse der Stadt am Main. 

Ursprung der Alten Mainbrücke – von der Fähre zum Steinbogen 

Schon um 1120 entstand an dieser Stelle die erste steinerne Brücke über den Main, unter Stadtbaumeister Enzelin. Zuvor setzte eine einfache Fähre die Menschen ans andere Ufer. Hochwasser und schwimmende Holzstämme setzten der frühen Konstruktion immer wieder zu, bis sie nach rund 350 Jahren durch einen Neubau ersetzt wurde. 

1476 begann man mit der heutigen Alten Mainbrücke, deren Pfeiler aus Muschelkalk schon bald im Strom verankert waren. Erst viele Jahre später folgten die charakteristischen Steinbogen, die bis heute das Bauwerk tragen. 

Eine Brücke der Macht, des Handels und der Religion 

Bis ins 18. Jahrhundert war die Steinbrücke über den Main nicht nur Verkehrsweg, sondern auch militärisch befestigt und von Buden gesäumt. Am westlichen Ende erhob sich ein Torbau, geschmückt mit Wappen und Figuren. 

Ab den 1720er-Jahren erhielt die Brücke ihre berühmten Heiligenstatuen, erschaffen von Bildhauern wie Johann Sebastian Becker, Volkmar Becker und Claude Curé. Sie stehen in direkter Tradition zur Prager Karlsbrücke und zur Engelsbrücke in Rom. Wer heute über das Pflaster geht, wandelt also in einer europäischen Kulturgeschichte aus Stein und Sandsteinfiguren. 

Zerstörung und Wiederaufbau – das 20. Jahrhundert 

Am 2. April 1945 sprengten deutsche Truppen zwei Bögen der Brücke, um den Vormarsch der Alliierten zu behindern. Amerikanische Pioniere errichteten eine provisorische Behelfsbrücke, bis die Alte Mainbrücke Würzburg zwischen 1950 und 1954 wiederaufgebaut wurde. 

Heute ist sie für Autos gesperrt – ein Glücksfall für Fußgänger und Radfahrer, die die Brücke in aller Ruhe genießen können. 

Architektur – Stein, Bögen und Muschelkalk 

Die Alte Mainbrücke ist eine eindrucksvolle Steinbogenbrücke mit acht Öffnungen und einer Länge von 185 Metern. Ihre Bögen spannen sich bis zu 17,5 Meter weit über den Fluss. Gebaut wurde sie aus Muschelkalk, gewonnen aus Steinbrüchen bei Eibelstadt. 

Bis heute verleiht ihr das gleichmäßige Quadermauerwerk Würde und Dauerhaftigkeit. Wer über die Brücke geht, läuft über Geschichte – festgehalten in Stein. 

Heiligenfiguren – barocke Wächter über dem Main 

Zwölf barocke Heilige und Herrscher flankieren den Weg über die Brücke. Darunter finden sich bekannte Figuren wie der heilige Kilian, Stadtpatron von Würzburg, oder Kaiser Karl der Große. 

Die Originale litten über die Jahrhunderte unter Wind und Wetter, sodass heute Kopien das Bild prägen. Doch die Wirkung ist ungebrochen: Bei Sonnenuntergang, wenn das Licht die Sandsteinfiguren vergoldet, verwandelt sich die Alte Mainbrücke in eine Bühne zwischen Himmel und Erde. 

Die Alte Mainbrücke heute – Treffpunkt und Wahrzeichen 

Heute ist die Alte Mainbrücke Würzburg weit mehr als ein Bauwerk: Sie ist Treffpunkt für Einheimische und Gäste, Ort für Spaziergänge, Begegnungen und Fotomotive. Mit einem Glas Frankenwein in der Hand genießt man hier den Blick auf die Altstadt, den Main und die umliegenden Weinberge. 

Kein Wunder, dass sie auch im Film eine Rolle spielt: von Lammbock bis Die drei Musketiere diente die Brücke als Kulisse.

Ein Beitrag von
Sunhikes
Redaktions-Team