Man wandert durch die sanften Hügel der Rhön, bis sich der Wachtküppel erhebt – ein markanter Kuppenberg mit 705 Metern Höhe. Eingebettet im Naturpark Hessische Rhön und nahe der Stadt Gersfeld entfaltet sich ein Ort, an dem Natur, Geschichte und Spiritualität zusammenfließen. 

Wachtküppel – der „Spitzbub der Rhön“ 

Schon von weitem erkennt man die spitze Kegelform des Wachtküppels, der im Volksmund auch „Lausbub der Rhön“ oder „Spitzbub“ genannt wird. Er ist einer der niedrigeren, aber auffälligsten Berge der Kuppenrhön – leicht zu besteigen und doch voller Besonderheiten. 

Wer hier hinaufsteigt, spürt die Kraft der Landschaft: das weite Panorama über das Fuldaer Land, die umliegenden Rhönberge, die Matten, Wälder und Täler. Bei Sonnenaufgang verwandelt sich der Berg in ein Schauspiel aus Licht und Farben – ein Moment, den man so schnell nicht vergisst. 

Lage und Geologie des Wachtküppels 

Der Wachtküppel liegt in der Kuppenrhön, im Landkreis Fulda (Hessen), nahe Gersfeld und Poppenhausen. Sein felsiger Gipfel ist der Rest eines uralten Vulkanschlots, gebildet aus Trachytbasalt, reich an Eisen und Magnetit. 

So viel Magnetit steckt im Gestein, dass Kompassnadeln hier unruhig kreisen – eine geologische Kuriosität, die Besucher fasziniert. Ein geologischer Lehrpfad am Fuß des Berges führt durch die Erdgeschichte und erklärt die geologischen Besonderheiten der Rhön. 

Geschichte – Wachtposten, Burgruinen und Kreuz 

Schon im 12. Jahrhundert diente der Wachtküppel als strategischer Wachtposten. Mit der nahen Ebersburg verbunden, war er Teil eines Netzes von Signalstellen: Feuerzeichen warnten vor drohender Gefahr. 

Eine Umfassungsmauer mit Wallanlage schützte die Anlage, bis sie 1270 zerstört wurde. Später errichtete man auf dem Gipfel ein Kreuz, das bis ins 19. Jahrhundert stand. Heute erinnert ein schlichtes Kreuz an die Gefallenen der Weltkriege – und setzt ein stilles Zeichen der Erinnerung. 

Die Wendelinuskapelle – Spiritueller Ort am Wachtküppel 

Am Fuße des Wachtküppels erhebt sich die Wendelinuskapelle, ein spiritueller Anker inmitten der Natur. Nach einer einfachen Barackenkapelle wurde sie 1962 neu erbaut und 1964 eingeweiht. 

Die Kapelle birgt eine Reliquie des heiligen Wendelinus und ist mit ihrem Glockenturm ein Ort für Andacht und Einkehr. Regelmäßig finden hier Gottesdienste statt, und ein Gedenkstein erinnert an Kaplan Hermann Mott, der den Bau maßgeblich prägte. 

Naturdenkmal und UNESCO-Biosphärenreservat 

Der Wachtküppel ist nicht nur ein Ausflugsziel, sondern auch ein ausgewiesenes Naturdenkmal und Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. Seine offenen Felsen, mageren Kräuterhänge und der Lebensraum für seltene Insekten machen ihn zu einem Schatz der Natur. 

Damit der Berg offen bleibt, weiden seit 2015 Ziegen und Rinder auf seinen Hängen. Sie verhindern, dass Büsche und Bäume die charakteristische Form überwuchern – so bleibt der „Spitzbub“ auch für kommende Generationen erlebbar. 

Der ehemalige Steinbruch – Natur erobert zurück 

Nordöstlich des Gipfels liegt ein alter Sandsteinbruch, der einst Baumaterial für die Region lieferte. Später diente er als Grillplatz, doch nach Schäden wurde er 2007 geschlossen. Heute hat sich die Natur das Gelände zurückgeholt – ein Ort, der die Vergänglichkeit menschlicher Nutzung zeigt. 

Wandern am Wachtküppel – Ein Erlebnis für alle Sinne 

Ein Wanderpfad führt direkt auf den Gipfel. Von dort genießt man ein 360-Grad-Panorama über die Rhön, das Fuldaer Land und die umliegenden Berge. 

Viele Rundwanderwege sind ab dem Wanderparkplatz ausgeschildert – ideal für Familien, Naturfreunde und Kulturinteressierte. Wer früh aufbricht, wird mit einem unvergesslichen Sonnenaufgang über der Rhön belohnt. 

Fazit – Ein magischer Ort in der Rhön 

Der Wachtküppel vereint alles, was die Rhön ausmacht: uralte Geologie, mittelalterliche Geschichte, stille Spiritualität und eine offene Kulturlandschaft. Ob man die Aussicht genießt, die Kapelle besucht oder dem geologischen Lehrpfad folgt – hier erlebt man einen Ort, an dem Natur und Geschichte gleichermaßen sprechen. 

Ein Ausflugsziel für Wanderer, Pilger, Naturfreunde – und für alle, die den „Spitzbub der Rhön“ entdecken wollen.

Ein Beitrag von
Sunhikes
Redaktions-Team