In der Südostecke des Schlosshofs befindet sich das historische Ökonomiegebäude, das ursprünglich um 1525 unter Kurfürst Ludwig V. errichtet wurde und heute ein Restaurant sowie eine Weinstube beherbergt. Direkt angrenzend liegt der Soldatenbau, der früher die Wachstube beherbergte. Die offene gotische Brunnenhalle davor wird von fünf originalen römischen Säulen getragen, die aus der Ingelheimer Pfalz Karls des Großen stammen. Der Ziehbrunnen hat eine Tiefe von 16 Metern und stellt nicht nur ein architektonisches Element dar, sondern war auch ein wertvoller Teil der damaligen Wasserversorgung.
Kulinarische Stätte der Kurfürsten
Bereits zu Zeiten der Kurfürsten war das Heidelberger Schloss ein Ort, der sich den kulinarischen Genüssen widmete, was sich in den heutigen Einrichtungen widerspiegelt. Im Ökonomiegebäude fanden sich einst viele wichtige Funktionen: die Räume der Schlosswache, das Metzelhaus oder Schlachthaus, das Backhaus, die Schneiderei, die Vorratsräume sowie die Küchen zur Versorgung des Personals, darunter die Ritterküche und die Herrenküche. Diese Räume spielten eine zentrale Rolle im Alltag am Schloss.
Das Backhaus – Zentrum der Nahrungsversorgung
Im Ökonomiegebäude ist heute noch der historische Backkamin vorhanden, der einst für die Herstellung der Backwaren der Schlossbewohner genutzt wurde. Für die großen Mengen Brot, die täglich verzehrt wurden, war dieser Kamin unerlässlich. Er nahm den größten Platz im Gebäude ein und war mit fünf Backöfen ausgestattet, die mit Buchenholz beheizt wurden.
Das Backhaus war nicht nur ein Ort der Nahrungsproduktion, sondern auch ein geselliger Treffpunkt für die Versorgung mit Brot, dem Hauptnahrungsmittel zu jener Zeit. Hier wurden täglich die Speisen für die Schlossbewohner, darunter Ritter, Soldaten und Handwerker, zubereitet. Die Bäcker und Köche arbeiteten in unmittelbarem Kontakt zu den offenen Feuerstellen, um die notwendige Hitze zum Garen und Backen zu erzeugen. Die Ritterküche war besonders beeindruckend, da hier ganze Rinder und Schweine am Spieß zubereitet wurden. Für die warme Essenszubereitung standen verschiedene schwenkbare Kessel und Backformen zur Verfügung.
Speisen der Schlossbewohner - Lebensweise und Nahrungsmittel
Die Palette der Gerichte war jedoch durch das saisonale Angebot der Bauern begrenzt. Zu den Hauptnahrungsmitteln für die Schlossbewohner zählten Getreide, Kohlgemüse, Milch, Molke, Käse, Eier sowie verschiedene Fleischsorten wie Schwein, Hammel, Rind und Wild. Die Vielfalt in der Zubereitung und der Auswahl war enorm, doch auch die Sicherheit spielte eine wesentliche Rolle: Die offenen Feuerstellen waren so platziert und konstruiert, dass sie keine Brandgefahr darstellten.
Die Soldaten hingegen wurden in der sogenannten „Schwemme“ mit Essen und Trinken versorgt, was die Gemeinschaft und die Geselligkeit am Schloss zusätzlich förderte.
Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung
Die Trinkwasserversorgung des Schlosses erfolgte vom Fürstenbrunnen, wobei das Wasser über Sandsteinrohre in das Backhaus geleitet wurde. Gleichzeitig wurde die Abwasserentsorgung durch Kanäle organisiert, die ins Friesental und weiter in den Neckar führten, was die Hygiene und Lebensqualität am Schloss sicherte.
Besuch im Ökonomie- und Soldatenbau
Bei einem Besuch des Heidelberger Schlosses sollte unbedingt ein Abstecher in das Ökonomiegebäude und den Soldatenbau unternommen werden. Hier kann die historische Bedeutung dieser Räumlichkeiten entdeckt und die kulinarischen Wurzeln des Schlosses hautnah erlebt werden. Die Schlossweinstube lädt dazu ein, regionale Spezialitäten zu probieren und das Ambiente dieses geschichtsträchtigen Ortes zu genießen, der bis heute von der gastlichen Atmosphäre vergangener Tage erzählt.