Wer vor dem Zwölferkofel (Cima Dodici, Croda dei Toni) steht, spürt Ehrfurcht. 3.094 Meter hoch erhebt er sich wie ein steinerner Wächter über das Pustertal. Schlank, schroff, mit zerklüfteten Felswänden – seine Silhouette prägt das Panorama der Sextener Dolomiten wie kaum ein anderer Gipfel. 

Ein Berg mit vielen Gesichtern: Die Gipfel des Zwölferkofels 

Der Zwölferkofel ist kein einzelner Gipfel, sondern ein mächtiges Bergmassiv

  • Hoher Zwölfer – das Herzstück mit 3.094 m. 

  • Kleiner Zwölfer (2.917 m) und Kleinster Zwölfer, deren Felsnadeln wie steinerne Türme in den Himmel ragen. 

  • Mittlerer Zwölfer (3.011 m, Croda A. Berti) und Südlicher Zwölfer, die das Panorama abrunden. 

Von Norden – etwa vom Bacherntal oder vom Weg zur Zsigmondyhütte – zeigt der Zwölferkofel seine schönste Seite: ein Wechselspiel aus Licht, Schatten und schroffen Felsflanken. 

Die Sonnenuhr von Sexten – ein Name voller Bedeutung 

Der Zwölferkofel ist Teil der berühmten Sextener Sonnenuhr. Zusammen mit Neuner-, Zehner-, Elfer- und Einserkofel bildet er eine natürliche Uhr. Wenn die Sonne genau über dem Zwölferkofel steht, ist es 12:00 Uhr Ortszeit. So wurde ein Berg zu einem Zeitmesser der Natur – und zu einer Legende. 

Erstbesteigung des Zwölferkofels – Mut im Eis 

Herbst 1874: Der berühmte Dolomitenkönig Michl Innerkofler und sein Bruder Hans, genannt „Gamsmandl“, wagen den Aufstieg. Sie wählen die steile Eisrinne zwischen Mittlerem und Hohem Zwölfer. 55 Grad steil, voller Steinschlag – und doch gelingt ihnen das Unglaubliche. 

Am 27. September 1874 erreichen sie den Gipfel, errichten ein Steinmandl und schreiben Geschichte. Noch heute gilt diese Route, inzwischen im 3. Schwierigkeitsgrad (UIAA), als Symbol für Mut und Leidenschaft im Bergsteigen. 

Zwölferkofel heute – Naturpark Drei Zinnen und Grenze 

Einst verlief hier die Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Italien. Heute markiert der Zwölferkofel die Trennung zwischen Südtirol und der Provinz Belluno. Seine Südtiroler Seite liegt im Naturpark Drei Zinnen, einem UNESCO-Welterbe – geschützt, wild und faszinierend. 

Zwölferkofel oder Cima Dodici – ein Massiv voller Geheimnisse 

Man steht vor einer Felswelt, die je nach Blickwinkel ihr Gesicht verändert: 

  • Von Westen eine gewaltige Wand. 

  • Vom Val Fiscalina ein zerklüfteter Grat. 

  • Vom Val Giralba eine wuchtige Turmstruktur. 

Bis zu 700 Meter hohe Felswände lassen Alpinisten staunen – und demütig werden. 

Anspruchsvolle Routen in den Sextener Dolomiten 

Es gibt keinen leichten Weg zum Gipfel. Selbst die sogenannten Normalrouten sind fordernd, mit langen Anstiegen und heiklen Passagen. Hier finden sich: 

  • Klassische Kletterrouten wie die NNO-Wand (Siorpaes-Dimai, 700 m, D). 

  • Extremrouten wie die N-Kante (Schranzhofer, 700 m, ED). 

  • Faszinierende Besonderheiten wie die Spiegelhöhle in der Ostwand. 

Nur erfahrene Bergsteiger wagen sich an diese Linien, oft mit Biwak-Nächten am Grat. 

Geografie des Massivs – Grenzen und Grate 

Der Zwölferkofel gehört zu den Dolomiti di Sesto

  • Nordosten: Forcella Giralba 

  • Osten: Val Giralba 

  • Nordwesten: Forcella Croda dei Toni 

  • Westen: Val Gravasecca 

  • Süden: Forcella dell’Agnello 

Der Hauptgrat zieht sich von Nord nach Süd, flankiert von Ausläufern, Türmen und Nebengipfeln. Besonders eindrucksvoll: die „Dame Vicentine“, drei spitze Felsnadeln, die wie steinerne Figuren über das Tal wachen. 

Anreise zum Zwölferkofel – Pustertal oder Cortina 

  • Von Norden: Durch das Pustertal ins Fischleintal bis zur Capanna di Fondo Valle (1.526 m). Von hier rund 1,5 Stunden bis zur Rifugio Comici

  • Von Süden: Von Cortina d’Ampezzo ins Val Giralba bis zur Rifugio Carducci (ca. 4,5 Stunden Aufstieg). 

Berghütten im Zwölferkofel-Massiv 

  • Rifugio Comici – 2.224 m 

  • Rifugio Carducci – 2.297 m 

  • Bivacco De Toni – 2.567 m 

Sie bieten Schutz, Gastfreundschaft – und den vielleicht schönsten Sonnenaufgang über den Sextener Dolomiten

Wandern im Naturpark Sextener Dolomiten 

Zwischen Juli und September zeigt sich die Natur von ihrer schönsten Seite. Doch Vorsicht: Wetterumschwünge sind hier tückisch. Wer in den Zwölferkofel wandern oder gar die Cima Dodici besteigen möchte, braucht Erfahrung, gute Ausrüstung und Respekt vor der Wildnis. 

Zwölferkofel erleben – Staunen, Wandern, Demut spüren 

Man wandert durchs Bacherntal, hebt den Blick – und plötzlich thront er da: der Zwölferkofel, turmzersplittert und wild. Ein Teil der Sextener Sonnenuhr, ein Herz der Dolomiten. 

Ob aus der Ferne betrachtet, auf einer Wanderung zur Zsigmondyhütte oder bei einer alpinen Besteigung – wer ihm begegnet, trägt ihn für immer im Herzen. 

Ein Beitrag von
Sunhikes
Redaktions-Team