Hoch über dem sanft geschwungenen Kugelberg im Hofbieberer Ortsteil Langenbieber thront Schloss Bieberstein. Schon von weitem zieht das imposante Barockschloss die Blicke auf sich. Wer hierher kommt, spürt die Geschichte, die in jedem Stein und jeder Fassadenlinie mitschwingt. 

Ein Schloss mit wechselvoller Geschichte 

Die Ursprünge von Schloss Bieberstein reichen zurück bis ins Jahr 1150. Abt Marquard von Fulda ließ die Burg erbauen, um die Region vor Raubrittern zu schützen, die damals die Rhön unsicher machten. Ein Jahrhundert später erweiterte Abt Heinrich IV. die Anlage. Doch die Unterhaltskosten waren hoch, und so wechselte die Burg zwischen 1350 und 1500 mehrfach die Besitzer: verschiedene Adelsgeschlechter, die das Bauwerk verpfändeten, bewachten nun das Schloss. 

Schon früh diente die Burg nicht nur als Schutz, sondern auch als Amt und Oberamt der Fürstabtei Fulda, für ganze 36 Ortschaften und 9 Einzelhöfe. Zwischen 1576 und 1602 bot die Burg dem Exil-Fürstabt Balthasar von Dernbach Zuflucht, der vor Fürstbischof Julius Echter aus Würzburg abgesetzt worden war. Erst Jahre später bestätigte Papst Clemens VIII. seine Rechte wieder. 

Vom Verfall zum barocken Glanz 

1602 wurde die Burg geräumt und fast ein Jahrhundert lang dem Verfall überlassen. Ihre Mauern bröckelten, bis Fürst Adalbert von Schleifras den fränkischen Baumeister Johannes Dientzenhofer aus Fulda mit einem prachtvollen Neubau im Barockstil beauftragte. Zwischen 1710 und 1723 entstand das Schloss, das bald für seine fröhlichen Feste und rauschenden Zusammenkünfte bekannt wurde. 

Mit der Säkularisation wechselte Schloss Bieberstein ab 1802 mehrfach seine weltlichen Besitzer: Oranien-Nassau, die französische Militärverwaltung, das Großherzogtum Frankfurt, Österreich und Preußen hielten zeitweise die Schlüssel zum Schloss. 1887 fiel es in den Besitz der Fuldaer Fabrikantenfamilie Bellinger, bevor 1904 Hermann Lietz das Anwesen erwarb und ein Landerziehungsheim gründete. 

Schloss Bieberstein heute – Internat und Aussichtspunkt 

Heute beherbergt Schloss Bieberstein die private Hermann-Lietz-Schule, ein Oberstufeninternat mit rund 120 Schülerinnen und Schülern. Die Innenräume sind daher der Öffentlichkeit nur nach vorheriger Anmeldung zugänglich. Doch der Schlosshof, die Außenanlagen und die Aussichtsplattform laden Besucher jederzeit ein, die unvergleichliche Sicht auf das Biebertal und die sanften Hügel der Rhön zu genießen. 

Wer den Blick über die weite Landschaft schweifen lässt, kann sich vorstellen, wie Fürstäbte, Adlige und Schüler über Jahrhunderte hinweg durch diese Hallen gingen – Schutzburg, Amtssitz, Sommerresidenz und Bildungsstätte in einem. Jeder Schritt auf den alten Wegen ist ein Schritt durch die Geschichte Hessens.

Ein Beitrag von
Sunhikes
Redaktions-Team